Historische Signaturen
Anlässlich der Aufhebung des Stiftes Stams wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Auswahlverzeichnis der abzugebenden Bücher, der "Catalogus Bibliothecae Stambsensis" angelegt (Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 1001, siehe auch hier). Dieser sogenannte Stamser Übergabekatalog listet etwa 2200 Drucke, darunter ca. 150 Inkunabeln auf. Anschließend werden 313 Handschriften geordnet nach Format angeführt.
Die Handschriften sind in Gruppen nach einem älteren Signaturensystem eingeteilt, das bereits in Verwendung war, als Anton Roschmann 1739 sein Verzeichnis der Stamser Handschriften anlegte (siehe auch hier). Das Original dieses sogenannten Roschmann-Katalogs wird heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum verwahrt (Dip. 1089/VI). Eine Abschrift ist auf den letzten Seiten des Übergabekatalogs Cod. 1001 erhalten. Die verwendeten Signaturen bestehen aus einem Großbuchstaben, der den Fachboden im Regal kennzeichnete (A-V) und eine fortlaufende Nummer für die Reihenfolge im jeweiligen Regalbrett. Der Buchstabe "H" fehlt im Übergabekatalog, Handschriften mit H-Signaturen finden sich heute ausschließlich vor Ort in Stams oder unter den Streubeständen, aber nicht an der ULB Tirol. Dieser Fachboden muss bei der Katalogerstellung übersehen worden oder ausgeräumt gewesen sein.
Während der Übergabekatalog die Handschriften nach Format auflistet, folgt die Reihenfolge im Roschmann-Verzeichnis dem Alphabet. Unter manchen Signaturen ist im Roschmann-Verzeichnis ein anderes Werk angeführt als im Übergabekatalog. Mehrere Handschriften wurden also zwischen 1739 und 1808 ausgeschieden oder neu aufgestellt, die frei gewordenen Signaturen neu besetzt. Um neu erworbene oder neu geordnete Handschriften muss es sich auch bei den Einträgen im Übergabekatalog am Ende der jeweiligen Signaturengruppe handeln, die im Roschmann-Verzeichnis fehlen.
Zahlreiche erhaltene (ehemals) Stamser Handschriften lassen sich heute dank der erhaltenen schwarzen Signaturen am Rücken oder der von Roschmann i.d.R. auf dem ersten Blatt der Handschrift oder am Spiegel des Vorderdeckels angebrachten Titelangabe in Bleistift eindeutig bestimmten Einträgen im Übergabekatalog und/oder im Roschmann-Verzeichnis zuordnen. Viele Signaturen konnten aber bislang noch nicht zugewiesen werden. Über 100 Handschriften, die sich mit Sicherheit oder großer Wahrscheinlichkeit ehemals in der Stiftsbibliothek Stams befanden oder sich heute noch dort befinden, können derzeit nicht oder nicht sicher einem konkreten Eintrag in einem der beiden Verzeichnisse zugeordnet werden, häufig deshalb, weil die Einträge in den Verzeichnissen zu vage sind, als dass eine sichere Identifizierung möglich wäre. Bei mehreren davon betroffenen Signaturen im Roschmann-Verzeichnis handelt es sich um neuzeitliche Handschriften, die im entsprechenden Verzeichnis des Stiftes und physisch nicht nachweisbar waren. Roschmann erfasst in seinem Katalog unter den "Manuscripten" auch mehrere wertvolle Drucke aus der Inkunabelzeit. Zwei dieser Drucke (K 13 und R 24) befinden sich im heutigen Inkunabelbestand der Stiftsbibliothek.
In einigen Fällen, bei denen die typische schwarze "Roschmann"-Signatur am unteren Buchrücken fehlt, wurde diese später - wohl erst im 20. Jahrhundert - mit Bleistift ausgeführt, die Zahl allerdings römisch wiedergegeben. So fehlt z. B. bei Cod. 363 der ULB Tirol im untersten Rückenfeld die Signaturangabe, sie wird stattdessen am oberen Rücken in der Form „Q XIV“ mit Bleistift festgehalten. Unter der Signatur Q 14 findet sich die Handschrift auch im Übergabekatalog und im Roschmann-Verzeichnis. Mehrere Codices weisen im untersten Rückenfeld eine Signatur mit "X" auf. Eine solche Signaturkennung konnte bis dato nicht gedeutet werden, zumal in den erhaltenen Katalogen die alphabetische Abfolge mit „V“ endet.
Nach dem Vorbild älterer maschinschriftlich angelegter Verzeichnisse von Sieglinde Sepp (2.6.1989) sind im Folgenden die beiden Verzeichnisse kombiniert, um ein möglichst vollständiges Bild der im 18. und 19. Jahrhundert in der Stiftsbibliothek vorhandenen Handschriften zu geben. Die Objekte, die nur im Roschmann-Verzeichnis vorkommen, sind gemäß der Zusammenstellung von Sepp mit einem "R" gekennzeichnet. Auch die im Roschmann-Verzeichnis angeführten frühen Druckschriften sind nachfolgend der Vollständigkeit halber berücksichtigt.
Quelle
Sieglinde Sepp, Neuzeitliche Quellen zur Stamser Bibliotheksgeschichte, in: Studia Stamsensia 1. Beiträge zur 700. Wiederkehr der Weihe von Kirche und Kloster der Zisterze Stams. Innsbruck 1984, 81-127.
Weitere Signaturensysteme siehe hier.
A
Nicht zuordenbare Signaturen
A 4: Scripta Canonica
A 12 (R): Collecta ex germanico libello Vom frommen Schäfer
A 14 (R): Capitula et Statuta ord. Cist.
A 16 (R): Statuta Caesareens.
A 17 (R): Usus S. ord. Cist. per annum observandum
A 19 (R): Paulj Gaij Explicatio in Danielem Prophetam (Signatur A 19 bei R doppelt vergeben)
B
Nicht zuordenbare Signaturen
B 2: Bernardi Gemelich. Ab. Stams. Scripta de legibus et in Jus Canonicum
B 7: Schatz Verzeichnis der Pfarrkirche S. Nicolai zu Hall
B 8: Sacra et profana adversaria
B 12: Thobiae Zigl. Jus Canonicum
B 14: Sermones (R: Tyrocinium psalmodiae)
B 16: In librum 3ium Decretalium
B 18: De actibus humanis
B 19: Institutio confessarii regularis (R: à Pach de poenitentia)
B 20: Biblia aurea cum suis historiis nec non exemplis veteris et novi testamenti
C
Nicht zuordenbare Signaturen
C 15: Historiae 7 Sapientium (R: S. Concilii Tridentini declarationes manuscriptae)
C 16: Clementis Papae 4 Sermones (nicht in R)
C 17: Excerptula ex S. Patribus (nicht in R)
D
Nicht zuordenbare Signaturen
D 6: Vocabularium latinogermanum aliaque multa
D 12: Graduale (R: Antiphonale)
E
Nicht zuordenbare Signaturen
E 1 (R): Matthias Burglechner, Tyr. Adl.
E 2: Graduale (R: Antiphonale)
E 8 (R): Flores Gregorij. Hieronymus ad Cesifontem (!) ... et eius Dialogj.
E 9: In 5 libri Decretalium Gregorii IX
F
Nicht zuordenbare Signaturen
F 11: Sermones de tempore (R: Jac. Wex praelectiones canonicae in l. 2 decretalium)
F 12: Auslegung des Pater noster et alia pia (R: Arnidaj [?] Mariae Merckel Schauplaz der liebe und des Schmerzens)
F 13 (R): Jo. Bulsaej amoris exemplum
F 14: Excerpta ex S. Patribus et apocryphum (R: Disputationes peripateticae in 8 lib. physicorum Aristot.)
F 15: Breviarium antiquum (R: Tractatus in 3. partem S. Thomae)
F 16 (R): Jo. Banholzer de Sacramento Eucharistiae, de gratia
F 17 (R): De sacramentis in genere
F 18 (R): Paulj Zingnis de actibus humanis
F 19 (R): Franc. Roll de fide, spe et charitate tractatus
F 20 (R): Ejusdem De beatitudine
F 21 (R): Ejusdem De Angelis
F 22 (R, nur im Original TLMF): Jac. Wex,Jus canon. Oeniponti 1688
F 23 (R): De Censuris Ecclesiasticis
F 24 (R): De pactis
F 25 (R): Quaestio de licentia pacis desideratae a protestantibus 1640 / De Miraculis D. J. Chr., B. V. M. et Sanctorum
G
Nicht zuordenbare Signaturen
G 2: Responsoria et antiphona (R: Ejus [= Nicolai de Gorran] themata sermonum de tempore et sanctis)
G 6: Nicolai Zigler Pax cordis
G 13: Scripta theologica
G 17 (R): Auszug der Salzburg'schen Chronica
G 19 (R): Breviarium
H
Nicht zuordenbare Signaturen
Die Reihe H kommt im Übergabekatalog nicht vor, im Roschmann-Verzeichnis sind 18 Handschriften aufgelistet, davon heute einige in der Baden-Würtembergischen Landesbibliothek nachweisbar.
H 5 (R): Sermones de tempore et sanctis
H 11 (R): Hippocratis elementana Hypocratica; Constantius de melancholia ; Montis Pessulanj monasterij magistrorum quaestiones Physicae ; Ptolemaej Astronomia ; Mauri Phlebotomia ; Alterius de sanguinisInspectione ; aphorismi Jo Damascenj ; Ad Alexandrum de conservanda sanitate; Galenj De rebus criticis ; Hippocratis Phlebotomia
H 17 (R): Reichstag a 1613 in Regensburg gehalten
H 18 (R): Statuta congregationis cist. Caesar.164[..]
I/J
Nicht zuordenbare Signaturen
J 3: Commentaria in Ia parte S. Thomae
J 4: Sermones de Sanct. (R: Statuta congregationis Caesareens.)
J 7 (R): Eusebij Caesariens. Historia Ecclesiastica
J 8: Schatzbehalter des Heyls unter den ersten teutschen Büchern gedrukt
J 12 (R): Roberti Ficinens. in apocalypsin; Hugonis de sacramentis
J 17: Antiphonale per antiquum (nicht bei R)
K
Nicht zuordenbare Signaturen
K 1: Statuta Furstenfeldensia 1596 (R: Statuta ord. generalis ab anno 1506)
K 4 (R): Sermones de tempore et sanctis (entspricht möglicherweise K 5 im Übergabekatalog)
K 5 (R): Almansonj opus medicum
K 12 (R): Geistl. Betrachtungen über die Sinnbild R. P. Antonij zu Mooß in Passeyr 1734
L
Nicht zuordenbare Signaturen
L 3: Richardi de virtutibus (R: Liber responsorium, im Katalog vor L 2)
L 4: Explicationes nominum
L 7: Formulare Epistolarum (nicht bei R)
L 12: Tractatus de poenitentia
L 13: Manuale romanum (R: Descriptio regulae Geometricae)
M
Nicht zuordenbare Signaturen
M 2: Varia opuscula
N
Nicht zuordenbare Signaturen
N 1: Aurora metrica Magistri Petri (gestrichen: Ordinis Cisterc. usuum liber = Eintrag bei Roschmann)
N 6 (R): Concilium Constantiense
O
Nicht zuordenbare Signaturen
O 4: Evangelia glossata
O 5 (R): Reverendissimi Domini Fr. Lachemayr Angefangene historia eccles.
O 7: Sermones de tempore
O 11: Joannis Truzenbach Sermones cum aliis 1461
P
Nicht zuordenbare Signaturen
P 3 (R): Guilielmi Monacens. Rationale divinj officij
P 4: Antiphonale et Responsoriale
P 8 (R): S. Augustinus opera de civitate Dej
P 9 (R): Catalogus Bibliothecae Stambsensis
Q
Nicht zuordenbare Signaturen
Q 1: Sermones de tempore
Q 3 (R): Paulj Gaij Thesaurus ex diversis authoribus et opusculis collectus
Q 4: Excerpta diversae
Q 12 (R): Ven. Bedae Homiliae Elisabeth tempus pariendj impletum est / S. Udalrici vita perantiqua
Q 17: Alte Recept
Q 19: Eines der ältesten gedrukten Breviariorum. Venetiis 1509
Q 20: Thesaurus proverbialium sententiarum uberrimus
Q 24: Lutheri Vita et mors (nicht bei R)
R
Nicht zuordenbare Signaturen
R 2: Sermones
R 8: Status des Adels zu Innsbruck
R 10: Grammatica antiqua 1454 (R: Prosperi Aquitani Carmina quaedam)
R 14: Alberti Magni Paradisus animae, de sapientia (R: S. Cyrillj Predig [!] von der Menschen Tod)
R 17: Predigte (!) (R: Paulj Gaji Predigten)
R 22: Breviarium perantiquum (R: Leben des h. Bernhardj)
R 23: Sermones de sanctis (R: Hans Bühler Büchsenmeisterey)
R 24: Uhralte Auslegung der 10 Gebothe Gottes per Episcopum Januense 1421
S
Nicht zuordenbare Signaturen
S 6 (R): Ven. Bedae in actus apostolorum et in apocalypsin
S 7: Comentarius in Evangelia Quadragesimae
S 15: Sermones (R: Copiae literarum ad diversos ab anno 1640)
S 16: Vita Christi (R: Speculum humanae salvationis cum rhythmis et figuris ex tota Scriptura)
T
Nicht zuordenbare Signaturen
T 6: De tempore sermones
T 8: Gregorii / Origenis / Joannis Chrys. / Bedae / Haimonis / Augustini / Ambrosii / Leonis / Hieronymi Homiliae
T 11 (R) Textoris Jus publicum (nicht im Übergabekatalog)
V
Nicht zuordenbare Signaturen
V 4: Breviarium Cisterc. (R: Lectionarium Cisterciens.)
V 5: Festivale Choralbuch
V 6: Idem
V 8: Antiphonale
V 9: Responsoriale
V 10: Graduale (R: Psalterium)
Alte Numerus currens-Signaturen
Mehrere Stamser Handschriften weisen am Rücken weitere, unterschiedliche Signaturen . Eine genauere Zuordnung ist bislang noch nicht erfolgt. Eine dieser Signatur-Typen ist jeweils im vorletzten Feld am Rücken angebracht. Handschriften mit dieser Signatur sind im Folgenden aufgelistet (Handschriften mit Standort außerhalb der ULB Tirol noch nicht berücksichtigt):
Alphanumerische Signaturen am Rücken und an den Buchdeckeln
Bei mehreren Handschriften ist im obersten Rückenfeld ein Titelschild erhalten, dessen Aufschrift mit einem roten Buchstaben beginnt und in Schwarz fortgesetzt wird. Gelegentlich findet sich auf diesem Titelschild auch eine alte Signatur, bestehend aus einem Großbuchstaben in roter Tinte und einer Zahl in arabischen Ziffern in schwarzer Tinte. Solche rot-schwarze Signaturen finden sich bei einigen Handschriften auch auf den Buchdeckeln. In einigen wenigen Fällen, in denen beide, also Rücken- und Deckelsignatur, erhalten sind, weichen diese Signaturen voneinander ab. Die Signaturen an den Deckeln stimmen manchmal, aber nicht durchgehend mit den Signaturen, die Wolfgang Lebersorg in seinem Katalog anführt, überein. Sie waren wohl schon vorhanden, als er seinen Auswahlkatalog erstellte. Eine Untersuchung, auf wen diese Signaturen zurückgehen könnten, steht noch aus.




























































































































































































































































































