Besitzvermerke
Bei der Übergabe der Bücher aus der Stiftsbibliothek Neustift an die Lyzealbibliothek Innsbruck (heute Universitäts- und Landesbibliothek Tirol) im Zuge der vorübergehenden Aufhebung des Stiftes Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Handschriften nicht wie sonst üblich in Übergabeverzeichnissen erfasst. Daher erfolgte die Zuweisung von Handschriften aus der Sammlung der ULB Tirol an Neustift aufgrund bestimmter äußerer Merkmale und Besitzereinträge.
Handschriftliche Besitzvermerke sind in Neustifter Handschriften selten zu finden. Die ältesten stammen aus dem 15. Jahrhundert (Iste liber est monasterii sancte Marie virginis ad Novamcellam o. ä.); im 17. oder 18. Jahrhundert wurden kürzere Eintragungen ergänzt (Ad Collegium Neocell. o. ä.). In seltenen Fällen finden sich ältere und jüngere Besitzvermerke nebeneinander (Abb.: Neustift, Stiftsbibliothek, Cod. 52, Bl. 2v).
Zahlreiche Handschriften in Neustift enthalten ein Holzschnitt-Exlibris mit dem Aufdruck "Bibliothecae Novacellensis" und einem T (Tau-Kreuz), dem Wappenzeichen des Stiftes, am Spiegel des Vorderdeckels, das wohl im Zuge der Neuaufstellung der Bücher im barocken Bibliothekssaal unter Propst Leopold de Zanna eingeklebt wurde. Nur sieben Handschriften an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol weisen dieses typische Neustifter Exlibris auf.
In Innsbruck wurden die Handschriften im 19. Jahrhundert mit dem Stempel der "Bibliotheca Oenipontana" versehen. Als die Handschriften 1921 nach Trient an die Regia Soprintendenza alle belle arti per la Venezia Tridentina gelangten, wurden sie auch von dieser Institution gestempelt. Nur wenige Handschriften enthalten darüber hinaus einen Rundstempel aus dem Stift. Die Handschrift Neustift, Stiftsbibliothek, Cod. 776, trägt auf Bl. 2r die Stempel der drei (vor-)besitzenden Institutionen. Die Stationen Innsbruck - Trient - Neustift sind damit eindeutig nachgewiesen. Die Handschriften, die wieder zurück nach Neustift gelangten, tragen noch immer die in Innsbruck vergebenen Signaturen.