HANDSCHRIFTEN AUS DEM WILTENER SKRIPTORIUM

 

Für das 15. Jahrhundert lässt sich dank der erhaltenen Objekte eine vermehrte Schreibtätigkeit im Stift feststellen. Sowohl Abschriften aus dem stiftseigenen Skriptorium als auch eigene Bearbeitungen und Kompilationen sind aus dieser Zeit erhalten. Mindestens vier der genannten Schreiber waren Wiltener Chorherren: Michael Ausse (gest. 1443, Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 120), Petrus (Cod. 375, datiert 1417, Abschrift aus Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 488), Laurentius Prandt (Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 728, datiert 1476 und 1482 sowie Cod. 733) und Oswald Peisser (Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 11).

Statuta ordinis Praemonstratensium

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 375

In der Schlussschrift der Handschrift nennt sich ein Frater Petrus als Schreiber und erwähnt in grüner Tinte seinen Auftraggeber Abt Heinrich V. Putsch.

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 120

Schreiber der Handschrift ist der gebürtige Haller und spätere Wiltener Chorherr und Prior Michael Ausse. Das enthaltene Opusculum compendiosum, eine Kompilation über die Ordensgeschichte mit einigen Kapiteln aus der Norbertus-Vita, ist sein eigenes Werk, ebenso ein Text über einen feierlichen Professritus. Die Aufzeichnungen erfolgten in den Jahren vor Ausses Priorat in Wilten (1426/27), die er außer Landes verbrachte.

Sammelhandschrift, vorwiegend Robertus Caraccioli de Licio

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 728

Der Schreiber Laurentius Prandt führt sich selbst in der Schlussschrift an. Nicht namentlich genannt ist Prandt in Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 733, der ebenfalls aus seiner Hand entstanden sein dürfte. 

Vocabularius ex quo

Wilten, Prämonstratenser Chorherrenstift, Cod. 32 02 11

Vom Schreiber dieser Handschrift, Oswald Peisser aus Dorfen bei Erding in Oberbayern, sind drei weitere Handschriften erhalten: Neben dem lateinisch-deutschen Vokabluar in Wilten, das noch vor Peissers Eintritt ins Kloster entstand, sind dies die beiden Konzilshandschriften, die sich heute in Rom an der Biblioteca Apostolica Vaticana befinden, und zumindest Teile von Innsbruck, ULB Tirol,  Cod. 132, der sich allerdings nie in Wilten befand.

 

 

AUFTRAGSARBEITEN

 

Einige Handschriften entstanden nicht im hauseigenen Skriptorium, sondern wurden in der näheren Umgebung, v.a. in Innsbruck und Hall, bei Lohnschreibern in Auftrag gegeben.

Theologische Sammelhandschrift

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 05

Petrus Gerawt, Stadtschreiber in Hall und Kustos der dortigen Pfarrkirche  zum Hl. Nikolaus, schrieb einen Teil dieser Handschrift mit Texten der Kirchenväter. Gerawt arbeitete auch für Stift Stams (Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 66, 425, 451). Die Wiltener und die drei Stamser Handschriften entstanden allesamt in den Jahren 1431-32. 

Theologische Sammelhandschrift

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 02

Der Lohnschreiber Johannes Halbritter aus Pfaffenhofen führte mehrere Handschriften im Auftrag des Stiftes Wilten aus. Erhalten sind Cod. 32 02 02, 32 02 03 und 32 02 04. Halbritter ist  für die Jahre 1450 und 1451 in Hall bezeugt. Lauda scriptorem donec invenies meliorem (Lobe den Schreiber, bis du einen besseren findest) vermerkt er in Cod. 32 02 02.

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 71

Nur einen kurzen Teil dieser Sammelhandschrift schrieb Heinrich Alchinger, Adiutor in Telfs, im Jahr 1395.

Ambrosius. Hieronymus

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 64

Als Schreiber dieser Handschrift ist Conradus Kra genannt, der in den 30er-Jahren des 15. Jahrhunderts als Pfarrer in Tirol belegt ist.