HEUTIGE STANDORTE DER HANDSCHRIFTEN

 

Aus der Bibliothek des Prämonstratenser Chorherrenstiftes Wilten bei Innsbruck sind mindestens 70 Bibliothekshandschriften aus der Zeit vor 1500 erhalten geblieben; auf ihnen liegt aktuell der Schwerpunkt im vorliegenden Portal. Neben 27 Objekten im Stift werden 40 an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, eine an der Zentralbibliothek in Zürich und zwei in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom aufbewahrt. Bei über der Hälfte der heute im Stift befindlichen Handschriften handelt es sich allerdings um Neuerwerbungen. Anders als der Altbestand, der z.T. direkt im Wiltener Skriptorium entstanden sein dürfte, gelangten sie erst im 19. Jahrhundert in die Stiftsbibliothek. Darüber hinaus ist in der Karte auch der heutige Standort mehrerer bekannter neuzeitlicher Handschriften erfasst.

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Aus dem Stift Wilten sind aufgrund seiner wechselvollen Geschichte vergleichsweise wenige Handschriften erhalten. In der Stiftsbibliothek befinden sich heute insgesamt 34 Codices (27 mittelalterliche, sieben neuzeitliche). 14 Handschriften, davon neun mittelalterliche und fünf neuzeitliche, sind mit Sicherheit dem sogenannten Altbestand zuzuordnen. Dabei handelt es sich um jene Handschriften, die nach der vorübergehenden Aufhebung des Klosters 1807 in Wilten verblieben sind. Die Zugehörigkeit zum Altbestand zeigt sich durch je eine Signatur aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Für vier weitere Handschriften (drei mittelalterliche und eine neuzeitliche) kann die Zugehörigkeit zum Altbestand aufgrund fehlender Besitzvermerke oder Signaturen der Stiftsbibliothek Wilten nur vermutet werden. Die restlichen heute in der Stiftsbibliothek noch erhaltenen 16 Handschriften (15 mittelalterliche und eine neuzeitliche) sind Neuerwerbungen zumeist aus der Haller Bibliothek (Fieger) durch Abt Alois Röggl (1782-1851).

An der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol werden heute 40 Handschriften, darunter zwei neuzeitliche, verwahrt, die zuletzt im Besitz des Stiftes Wilten waren. Eine weitere ehemals Wiltener Handschrift, die im 19. Jahrhundert ihren Weg in die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol gefunden hat, ist heute verschollen; es handelt sich um Cod. 416, einen Liber ordinarius, der vermutlich im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen ist.

Eine mittelalterliche Handschrift aus der Stiftsbibliothek Wilten gelangte später in den Besitz des Innsbrucker Servitenkonvents, dessen "Historische Bibliothek" 2008 als unbefristete Dauerleihgabe der Universitäts- und Landesbibliothek übergeben wurde.

Von der Beziehung zwischen dem Prämonstratenser Chorherrenstift Wilten und dem nahegelegenen Zisterzienserstift Stams zeugen ebenfalls einige Handschriften, so Cod. 625 der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, der im Umfeld der Wiener Universität entstanden sein dürfte und bereits im 15. Jahrhundert in den Besitz des Stiftes Wilten gelangte. Im 17. oder 18. Jahrhundert wurde die Handschrift dem Stift Stams übergeben, von wo aus sie 1808 in den Bestand der ULB Tirol übergegangen ist. Das mehrbändigte Speculum historiale des Vincentius Bellovacensis (Cod. 17, Cod. 18 und Cod. 23) wurde hingegen 1319 in Stams geschrieben, noch im 14. Jahrhundert an das Stift Wilten entlehnt und diente dort als Vorlage für Cod. 103. Eine weitere ehemals Wiltener Handschrift, die über die Stiftsbibliothek Stams an die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol gelangt ist, ist Cod. 306. Die Sammelhandschrift wurde um 1342 vermutlich vom Wiltener Abt Johannes I. an das Stift Stams verpfändet.

Zum Altbestand der Wiltener Stiftsbibliothek zählten auch drei Handschriften, von denen sich heute eine in der Zentralbibliothek in Zürich befindet (Zürich, ZB, P 6336) und zwei in der Vatikanischen Bibliothek (Rom, BAV, Cod. Ottob. lat. 2529 und 2530). Die Züricher Handschrift aus dem 15. Jahrhundert überliefert den Lucidarius, einen geistlich-didaktischen Traktat; unklar ist, wann sie aus Wilten weggebracht wurde. In den Handschriften an der Vaticana sind Dekrete der Konzile von Basel und Konstanz enthalten, die Abt Norbert Bußjäger 1754 Papst Benedikt XIV. zum Geschenk machte. Die Schenkung steht in Zusammenhang mit Bußjägers Einsatz für die Seligsprechung des Andreas (Anderl) von Rinn, die 1755 durchgesetzt und 1961 von Papst Johannes XXIII. wieder aufgehoben wurde. Der antisemitische Kult, der auf einer Ritualmordlegende beruht, wurde 1994 per Dekret der Diözese Innsbruck offiziell verboten.

Nur vorübergehend in Wilten stand ein Breviarium monasticum aus dem 16. Jahrhundert; es dürfte aus dem Benediktinerkloster Weißenau bei Ravensburg nach Wilten gelangt sein und wurde 1842 vom Wiltener Abt Alois Röggl an den Fiechter Abt Pirmin Pockstaller im Tausch gegen Fiechter Inkunabeln weitergegeben (heute Fiecht, Stiftsbibliothek, Ms. 247).

Mehrere von Röggl erworbene Handschriften und ältere Inkunabeln gelangten noch im 19. bzw. 20. Jahrhundert in den antiquarischen Handel. Ihre Spuren verlieren sich nach dem Verkauf an Privatpersonen. Eine der wenigen Ausnahmen ist Cod. 1163. Entstanden vielleicht in der Kartause Ittingen, gelangte die Handschrift im frühen 16. Jahrhundert nach Schnals, von dort anlässlich der josephinischen Klosteraufhebung 1784 an die Universitätsbibliothek in Innsbruck. Zusammen mit anderen Schnalser Handschriften wurde sie jedoch wieder aus dem Bestand ausgeschieden und gelangte sie in den antiquarischen Handel, wurde von Abt Alois Röggl für das Stift Wilten erworben, nach 1905 jedoch erneut verkauft; 1975 erwarb die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol den Codex vom Antiquariat Hartung und Karl in München.

Ebenfalls weiterverkauft wurde ein neuzeitliches Ordinarium Carthusiense, das im 17. Jahrhunddert in der Kartause Schnals entstanden und im Wiltener Bibliothekskatalog von 1862 eingetragen ist. Die querformatige Handschrift befindet sich heute unter der Signatur Clm 30014 an der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Hier wurde sie 1980 in einen alten Silbereinband gebunden.

Einzelseiten aus einem Psalter, die sich heute an verschiedenen Standorten in den USA befinden (New York, Collection of Robert Lehman, Metropolitan Museum of Art, Morgan Library and Museum und in Privatbesitz), wurden lange Zeit fälschlicherweise nach Wilten verortet. Sie stammen nachweislich aus Cod. 330 an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, der keinen Bezug zum Stift Wilten aufweist.

HEUTIGE STANDORTE:

Innsbruck, Prämonstratenser Chorherrenstift Wilten, Stiftsbibliothek

Sammlung von lateinischen Vokabularien

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 01

Theologische Sammelhandschrift

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 02

Nicolaus de Dinkelsbühl

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 03

Theologische Sammelhandschrift

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 04

Theologische Sammelhandschrift

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 05

Conradus de Brundelsheim (Soccus)

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 06

Sermones, u.a. 'Mendicus'

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 07

Petrus Lombardus

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 08

Vocabularius ex quo

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 11

Nicolaus de Dinkelsbühl

Wilten, Stiftsbibliothek,Cod. 32 02 13

Novum formularium

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 18

Iordanus de Quedlinburg

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 02 19

Antiphonale

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 01

Nicolaus de Lyra. Registrum. Versus de canonibus Evangeliorum

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 02

Iacobus de Voragine

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 04

Vetus Testamentum, Pentateuch et Libri Historiales

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 05

Augustinus Favaroni (de Roma). Nicolaus de Dinkelsbühl

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 06

Theologische Sammelhandschrift, u.a. Henricus de Langenstein

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 07

Henricus de Barben. Nicolaus de Dinkelsbühl (?)

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 09

Theologische Sammelhandschrift

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 10

Theologische Sammelhandschrift, u.a. Antonius Azaro de Parma

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 11

Lavacrum conscientiae

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 12

Hugo Ripelin de Argentina. Ulrich Putsch

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 13

Graduale Romanum

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 17

Conradus Holtnicker de Saxonia. Stephanus de Brandenburg

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 03 18

Homiliarium Cartusiense

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 04 01

Prozessionale

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 04 02

Statuta ordinis Praemonstratensium

Wilten, Stiftsbibliothek, Cod. 32 04 05

Rituale Praemonstratense

Wilten, Stiftsbibliothek, s. n.

Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Altes Testament: Genesis - Job, Baruch

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 37

Johannes von Indersdorf

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 58

Augustinus. Hieronymus

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 62

Nicolaus de Lyra

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 63

Ambrosius. Hieronymus

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 64

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 71

Vincentius Bellovacensis

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 103

Gregorius Magnus

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 104

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 120

Berthold von Freiburg

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 218

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 236

Sermones

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 238

Nicolaus de Dinkelsbühl

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 239

Homiliarium

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 243

Honorius Augustodunensis

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 300

Sammelhandschrift

Cod. 306 (Letztbesitzer Stift Stams)

Vita sancti Norberti (Vita B)

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 329

Iohannes de Turrecremata

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 331

Iacobus de Voragine

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 342

Statuta ordinis Praemonstratensium

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 375

Peregrinus de Oppeln

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 376

Liber precum

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 402

Liber ordinarius Praemonstratensis ordinis

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 416

Medizinische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 455

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 458

Augustinus. Anselmus Cantuariensis

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 470

Peregrinus de Oppeln

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 479

Statuta ordinis Praemonstratensium

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 488

Iordanus de Quedlinburg

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 546

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 567

Thomas crucifer Strakonicensis

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 572

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 625 (Letztbesitzer Stift Stams)

Vita sancti Norberti. Vita beati Hermanni Ioseph

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 661

Graduale (Praemonstratense?)

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 710

Expositiones vocabulorum Bibliae

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 711

Sermones et tractatus varii

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 733

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 757

Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 792

Aristoteles Latinus. De complexionibus

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 1039

Erasmus, professus Cartusiae Friburgensis

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 1163

Thomas Cantimpratensis

Innsbruck, ULB Tirol, Ink. 105 F 4

Theologische Sammelhandschrift

Innsbruck, ULB Tirol, Cod. Serv. I b 30

München, Bayerische Staatsbibliothek

Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana

Konzilsdekrete Konstanz und Basel 1

Rom, BAV, Ottob. lat. 2529

Konzilsdekrete Konstanz und Basel 2

Rom, BAV, Ottob. lat. 2530

St. Georgenberg-Fiecht, Benediktinerabtei

Breviarium monasticum

St. Georgenberg-Fiecht, Stiftsbibl., ohne Hs.-Signatur (Ms. 247)

Henricus de Hassia. Indulgentiae Alexandri VI. De musica

St. Georgenberg-Fiecht, Stiftsbibl., Hs. 91 (Ms. 45)

Zürich, Zentralbibliothek

Lucidarius

Zürich, ZB, Ms P6336

Unbekannt