GOTISCHE BLINDSTEMPELEINBÄNDE AUS TIROLER WERKSTÄTTEN

 

Anlässlich der Neuordnung der Stiftsbibliothek im 15. Jahrhundert unter Abt Alexius Stoll wurden mehrere Handschriften neu gebunden, vermutlich meist in Tiroler Werkstätten. Solche Buchbinderwerkstätten lassen sich anhand der verwendeten Einbandstempelmotive bestimmen. Einige tragen den Namensstempel "eriber" und sind dem Wanderbuchbinder desselben Namens zuzuordnen: Cristan Eriber war nachweislich zwischen 1444 und 1474 als Buchbinder in Bayern, Vorarlberg und Tirol tätig, in den 70er-Jahren in Innsbruck. Nach seinem Tod - möglicherweise 1475 - wurden manche Stempel von einem oder mehreren Nachfolgern in Tirol weiterverwendet.  

 

Die meisten dieser Handschriften waren ursprünglich an Ketten gebunden, die im Zuge der um 1600 erfolgten Neuordnung der Bibliothek entfernt worden sind. Die erhaltenen Bohrlöcher weisen sie heute noch als Kettenbücher aus.

 

 

EINBÄNDE WERKSTATT LEONHARD SCHUECHL

 

Um 1600 wurden erneut zahlreiche Handschriften im Zuge einer Neuaufstellung neu gebunden. Sie erhielten in verschiedenen Innsbrucker Werkstätten Einbände im Stil der Spätrenaissance. Die meisten Einbände stammen aus der Werkstatt des Leonhard Schuechl. Sie sind an den hellbraunen Ledereinbänden über Holzdeckeln mit verschiedenen figürlichen und ornamentalen Rollen erkennbar. Auch Einbände der Innsbrucker Buchbinder Gallus Dingenauer, Hans Dimbler und Narziß Schuechl sind vertreten.