Musik
Insbesondere der Choralgesang wurde zur feierlichen Gestaltung der Liturgie intensiv praktiziert. Lobend erwähnt wird er etwa in der Reisebeschreibung des Dominikaners Felix Faber, der auf seiner Pilgerfahrt von Ulm in das Heilige Land im April 1483 im Stift Einkehr hielt:
„Es sind dort gereifte und ehrerbietige Männer, und ich glaube, ich habe nie einen genaueren und besseren Chorgesang als in diesem Kloster gehört.“
(Die Reisen des Felix Faber durch Tirol in den Jahren 1483 und 1484. Aus dem Lateinischen übersetzt von Josef Garber [Schlern-Schriften 3]. Innsbruck, München 1923, S. 9)
Von den zahlreichen in Neustift entstandenen Musikhandschriften haben sich nur Werke ab dem 15. Jahrhundert erhalten, darunter auch das zweibändige Zollner-Graduale, das wohl bekannteste handschriftliche Objekt der Neustifter Stiftsbibliothek. Die beiden großformatigen Bände sind zwischen 1439 und 1446 entstanden und warenn über Jahrhunderte hinweg in der Stiftskirche in Verwendung.
Drei weitere Handschriften aus dieser Zeit überliefern Werke aus dem Musikrepertoire der Gregorianik: Diese in Neustift befindlichen Handschriften mit den Signaturen Nr. 139 (olim Sign. 14819), Nr. 940 und Sign. 15063 waren nie an die ULB Tirol gelangt.
Heute an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol befinden sich das musiktheoretische Werk De Organica Musica (Innsbruck, ULB Tirol, Cod. 732) und der gut erforschte Cod. 457, eine bedeutende Sammlung einfacher polyphoner liturgischer Musik.