Allgemeiner Tiroler Anzeiger 10. 09.1937 : Generalstaatsbibliothekar Hofrat Dr. Heinrich Pogatscher
Erschienen
Allgemeiner Tiroler Anzeiger 10. 09.1937, Seite 7
Titel
Allgemeiner Tiroler Anzeiger 10. 09.1937 : Generalstaatsbibliothekar Hofrat Dr. Heinrich Pogatscher
Beschreibung
"Heinrich Pogatscher war ein gebürtiger Südtiroler. In Bozen, wo sein Vater bei der Leitung des Baues der Brennerbahn als Ingenieur tätig war, kam er am 12. Februar 1864 zur Welt. Seine Studien machte er in Prag. Er maturierte dort 1881 siebzehnjährig, mit Auszeichnung, legte auch alle Universitätsprüfungen mit gleich vorzüglichem Erfolge ab und wurde am 24. Oktober 1893 sub auspiciis Imperatoris zum Doktor der Philosophie promoviert. Seine Fächer waren Geschichte, Kunstgeschichte und klassische Sprachwissenschaft. Daneben aber betrieb er auch rechtsgeschichtliche Studien.
Ein Stipendium ermöglichte ihm die weitere Ausbildung am Oesterreichischen Institut für Geschichtsforschung in Rom. Im Jahre 1900 erhielt er die seinem vielseitigen Wissen entsprechende Anstellung als Bibliothekar an dieser berühmten wissenschaftlichen Anstalt. Sechs Jahre später wurde ihm der Titel „Professor" zuerkannt. In stillem, einzig und allein gelehrter Arbeit geweihtem Leben gingen die nächsten Jahre dahin. In der letzten Zeit seines römischen Wirkens durfte er sich des freundschaftlichen Verkehrs mit dem damals schon hochangesehenen Berufskollegen und späteren Präfekten der Vatikanischen Bibliothek Monsignore Achille Ratti, dem heutigen Papst Pius XI., erfreuen. Gleiche Weltanschauung, gleiche Liebe zu Gottes Bergwelt verband die beiden großen Kenner des mittelalterlichen Schrifttums.
Kurze Zeit nach Ausbruch des Weltkrieges verließ Professor Pogatscher Rom. Er stellte in Wien seine Kraft und seine vielfachen Sprachkenntnisse freiwillig in den Dienst des Roten Kreuzes zugunsten der Kriegsgefangenenfürsorge. Die Silberne Ehrenmedaille mit der Kriegsdekoration war die öffentliche Anerkennung seines ersprießlichen Wirkens während dieser Jahre.
1919 nahm er seine bibliothekarische Tätigkeit an der Wiener Universitätsbibliothek wieder auf. Er erhielt 1921 den Titel „Regierungsrat" verliehen und wurde zwei Jahre später als Nachfolger des verstorbenen Hofrates Dr. Sprung zum Direktor der Universitätsbibliothek in Innsbruck ernannt.
In den Beginn seiner Innsbrucker Wirksamkeit fällt die Uebersiedlung der Bibliothek in das neue Gebäude am Innrain. Es war dies eine umfangreiche und verantwortungsvolle Aufgabe, welche Pogatscher mit großem Geschick löste. Als Leiter der Anstalt erwarb er sich durch Einrichtung eines ausgedehnten internationalen Tauschverkehres besondere Verdienste.
An sichtbarer Anerkennung seines Schaffens fehlte es nicht. Neben der Ernennung zum Generalstaatsbibliothekar und Hofrate zeugen ausländische Orden von der ihm zuteil gewordenen Hochschätzung. Hofrat Pogatscher war ein begeisterter Alpinist.
Den Bergen galt neben den Büchern die ganze Liebe des unvermählt gebliebenen Mannes. Schon seit seiner römischen Dienstzeit verbrachte er jeden Urlaub in Tirol um dauernd inmitten der Bergwelt leben zu können, strebte er auch die Berufung nach Innsbruck an. Nunmehr wurde Sommer und Winter jeder freie Tag zu größeren Ausflügen benützt. Immer ging er allein, nur für schwierige Kletterfahrten und Gletschertouren dingte er sich einen Führer. Seine Rüstigkeit erlaubte ihm noch als Siebzigjährigen die Bezwingung einiger Dreitausender."
Ein Stipendium ermöglichte ihm die weitere Ausbildung am Oesterreichischen Institut für Geschichtsforschung in Rom. Im Jahre 1900 erhielt er die seinem vielseitigen Wissen entsprechende Anstellung als Bibliothekar an dieser berühmten wissenschaftlichen Anstalt. Sechs Jahre später wurde ihm der Titel „Professor" zuerkannt. In stillem, einzig und allein gelehrter Arbeit geweihtem Leben gingen die nächsten Jahre dahin. In der letzten Zeit seines römischen Wirkens durfte er sich des freundschaftlichen Verkehrs mit dem damals schon hochangesehenen Berufskollegen und späteren Präfekten der Vatikanischen Bibliothek Monsignore Achille Ratti, dem heutigen Papst Pius XI., erfreuen. Gleiche Weltanschauung, gleiche Liebe zu Gottes Bergwelt verband die beiden großen Kenner des mittelalterlichen Schrifttums.
Kurze Zeit nach Ausbruch des Weltkrieges verließ Professor Pogatscher Rom. Er stellte in Wien seine Kraft und seine vielfachen Sprachkenntnisse freiwillig in den Dienst des Roten Kreuzes zugunsten der Kriegsgefangenenfürsorge. Die Silberne Ehrenmedaille mit der Kriegsdekoration war die öffentliche Anerkennung seines ersprießlichen Wirkens während dieser Jahre.
1919 nahm er seine bibliothekarische Tätigkeit an der Wiener Universitätsbibliothek wieder auf. Er erhielt 1921 den Titel „Regierungsrat" verliehen und wurde zwei Jahre später als Nachfolger des verstorbenen Hofrates Dr. Sprung zum Direktor der Universitätsbibliothek in Innsbruck ernannt.
In den Beginn seiner Innsbrucker Wirksamkeit fällt die Uebersiedlung der Bibliothek in das neue Gebäude am Innrain. Es war dies eine umfangreiche und verantwortungsvolle Aufgabe, welche Pogatscher mit großem Geschick löste. Als Leiter der Anstalt erwarb er sich durch Einrichtung eines ausgedehnten internationalen Tauschverkehres besondere Verdienste.
An sichtbarer Anerkennung seines Schaffens fehlte es nicht. Neben der Ernennung zum Generalstaatsbibliothekar und Hofrate zeugen ausländische Orden von der ihm zuteil gewordenen Hochschätzung. Hofrat Pogatscher war ein begeisterter Alpinist.
Den Bergen galt neben den Büchern die ganze Liebe des unvermählt gebliebenen Mannes. Schon seit seiner römischen Dienstzeit verbrachte er jeden Urlaub in Tirol um dauernd inmitten der Bergwelt leben zu können, strebte er auch die Berufung nach Innsbruck an. Nunmehr wurde Sommer und Winter jeder freie Tag zu größeren Ausflügen benützt. Immer ging er allein, nur für schwierige Kletterfahrten und Gletschertouren dingte er sich einen Führer. Seine Rüstigkeit erlaubte ihm noch als Siebzigjährigen die Bezwingung einiger Dreitausender."