Innsbrucker Nachrichten 31.5.1922 : Hofrat Dr. Ludwig Sprung
Erschienen
Innsbrucker Nachrichten 31.5.1922, Seite 4
Verweis auf Quelle
Titel
Innsbrucker Nachrichten 31.5.1922 : Hofrat Dr. Ludwig Sprung
Beschreibung
"Gestern um halb 10 Uhr vormittags verschied plötzlich infolge eines Schlaganfalles der Direktor der Universitätsbibliothek, Hofrat Dr. Ludwig Sprung. Er wurde am 9. Juli 1856 in Graz als Sohn eines höheren Beamten geboren und widmete sich an den Universitäten Graz und Innsbruck mit großem Erfolge historischen und philologischen Studien, die ihm im Jahre 1885 einen Theresianischen Preis eintrugen. 1888 promovierte er zum Doktor der Philosophie und trat im nächsten Jahr als Volontär in die Innsbrucker Universitätsbibliothek ein.
Seine außerordentliche Tüchtigkeit und sein unermüdlicher Pflichteifer wurden durch verhältnismäßig rasche Beförderung ausgezeichnet. Auch wurde er frühzeitig mit der Stellvertretung in der Amtsleitung betraut, die er am 23. Juni 1911 nach dem ebenfalls plötzlichen Ableben seines Amtsvorgängers endgültig übernahm.
Als junger Amanuensis katalogisierte er 1893 mit vielem Geschick neben seiner Amtstätigkeit die große Bibliothek des verstorbenen Professors Dr. H. F. B i d e r m a n n und veröffentlichte im Jahre 1904 anläßlich des Juristenkongresses in Innsbruck in den „Beiträgen zur Rechtsgeschichte Tirols" gemeinsam mit dem Hofrate und Universitätsprofessor Dr. A. R. v. Wretschko das Werk „Die Rechtshandschriften der Universitätsbibliothek Innsbruck".
Seine fleißigen philologischen und historischen Studien gaben seiner bibliothekarischen Tätigkeit eine gediegene Grundlage und eine umfangreiche Allgemeinbildung befähigte Dr. Sprung in hohem Maße zum Leiter eines ersten Bildungsinstitutes. Seine bibliothekarische Tüchtigkeit wurde dadurch am meisten anerkannt, daß schon seit Jahrzehnten, auch unter den früheren Amtsvorstehern, die Hauptarbeit, die Katalogisierung, in seinem Sinne und nach seiner Entscheidung durchgeführt wurde. Besonders hervorgehoben muß Dr. Sprungs allgemein bekannte Liebenswürdigkeit werden, die nicht nur seinen Amtskollegen zugute kam und ein äußerst angenehmes Dienstverhältnis schuf, sondern als weitgehendes Entgegenkommen auch auf alle die zahlreichen Bibliotheksbenützer sich erstreckte, so daß die Innsbrucker Universitätsbibliothek unter Dr. Sprungs Leitung, befreit von den Fesseln des Bürokratismus, eines weit über die Reichsgrenzen reichenden guten Rufes sich erfreute.
Vor nicht allzu langer Zeit war unsere Universitätsbibliothek sogar in einem holländischen Blatte besonders lobend erwähnt als, wenn auch heute verarmt und nicht mehr imstande den Anschaffungsnotwendigkeiten zu entsprechen, so doch durch ihre Zuvorkommenheit und das liebenswürdige Entgegenkommen den Benützern gegenüber für den vielgereisten Forscher eine seltene Erscheinung ihrer Art.
So verliert die Universitätsbibliothek in einer Zeit schwierigster Verhältnisse, bedeutungsvoller innerer Umwandlung und in Erwartung der Uebersiedlung den unermüdlichen, erfahrenen Amtsleiter, sein großer Bekanntenkreis eine liebenswürdige Persönlichkeit und die Familie den treubesorgten Gatten und Vater. Seit 1903 verheiratet, trauern um ihn die Witwe, ein Sohn, der die Universität besucht, und zwei Töchter."
Seine außerordentliche Tüchtigkeit und sein unermüdlicher Pflichteifer wurden durch verhältnismäßig rasche Beförderung ausgezeichnet. Auch wurde er frühzeitig mit der Stellvertretung in der Amtsleitung betraut, die er am 23. Juni 1911 nach dem ebenfalls plötzlichen Ableben seines Amtsvorgängers endgültig übernahm.
Als junger Amanuensis katalogisierte er 1893 mit vielem Geschick neben seiner Amtstätigkeit die große Bibliothek des verstorbenen Professors Dr. H. F. B i d e r m a n n und veröffentlichte im Jahre 1904 anläßlich des Juristenkongresses in Innsbruck in den „Beiträgen zur Rechtsgeschichte Tirols" gemeinsam mit dem Hofrate und Universitätsprofessor Dr. A. R. v. Wretschko das Werk „Die Rechtshandschriften der Universitätsbibliothek Innsbruck".
Seine fleißigen philologischen und historischen Studien gaben seiner bibliothekarischen Tätigkeit eine gediegene Grundlage und eine umfangreiche Allgemeinbildung befähigte Dr. Sprung in hohem Maße zum Leiter eines ersten Bildungsinstitutes. Seine bibliothekarische Tüchtigkeit wurde dadurch am meisten anerkannt, daß schon seit Jahrzehnten, auch unter den früheren Amtsvorstehern, die Hauptarbeit, die Katalogisierung, in seinem Sinne und nach seiner Entscheidung durchgeführt wurde. Besonders hervorgehoben muß Dr. Sprungs allgemein bekannte Liebenswürdigkeit werden, die nicht nur seinen Amtskollegen zugute kam und ein äußerst angenehmes Dienstverhältnis schuf, sondern als weitgehendes Entgegenkommen auch auf alle die zahlreichen Bibliotheksbenützer sich erstreckte, so daß die Innsbrucker Universitätsbibliothek unter Dr. Sprungs Leitung, befreit von den Fesseln des Bürokratismus, eines weit über die Reichsgrenzen reichenden guten Rufes sich erfreute.
Vor nicht allzu langer Zeit war unsere Universitätsbibliothek sogar in einem holländischen Blatte besonders lobend erwähnt als, wenn auch heute verarmt und nicht mehr imstande den Anschaffungsnotwendigkeiten zu entsprechen, so doch durch ihre Zuvorkommenheit und das liebenswürdige Entgegenkommen den Benützern gegenüber für den vielgereisten Forscher eine seltene Erscheinung ihrer Art.
So verliert die Universitätsbibliothek in einer Zeit schwierigster Verhältnisse, bedeutungsvoller innerer Umwandlung und in Erwartung der Uebersiedlung den unermüdlichen, erfahrenen Amtsleiter, sein großer Bekanntenkreis eine liebenswürdige Persönlichkeit und die Familie den treubesorgten Gatten und Vater. Seit 1903 verheiratet, trauern um ihn die Witwe, ein Sohn, der die Universität besucht, und zwei Töchter."