Allgemeiner Tiroler Anzeiger 7. Dezember 1910 : Die Einstellung des Innsbrucker Hochschulbetriebes.
Sprache
Deutsch
Verweis auf Quelle
Titel
Allgemeiner Tiroler Anzeiger 7. Dezember 1910 : Die Einstellung des Innsbrucker Hochschulbetriebes.
Erschienen
Allgemeiner Tiroler Anzeiger 7. Dezember 1910, Seite 1 & 2
Beschreibung
[Auszug, Seite 2 ]
"Die Innsbrucker Universitätsfrage im Parlament.
Interpellation der Abg. Prof. Dr. Mayr und Prof. Dr. Schoepfer an den Unterrichtsminister.
[...] Seit Jahr und Tag wird der Neubau des Kollegiengebäudes, der Universitätsbibliothek und mehrerer Institute der Innsbrucker Universität von allen Behörden als eine dringliche Angelegenheit anerkannt. Die Inangriffnahme des Baues wurde denn auch für das Jahr 1911 als sicherst in Aussicht gestellt. Wer die geradezu skandalösen Zustände kennt, wie sie beispielsweise in der Universitätsbibliothek, in den einsturzdrohenden Hörsälen der weltlichen Fakultät, welche Ställen gleichen, und namentlich in der theologischen Fakultät, wo eine große Hörerschaft aller Länder Europas und aus Amerika in einer Weise zusammengepfercht ist. die allen Forderungen der Hygiene und der Menschlichkeit hohnspricht. herrschen, der muß sich versucht fühlen, über den Kulturstaat Oesterreich das schärfste Urteil zu fällen. Da trotz aller Bitten und Vorstellungen der berufenen Faktoren, trotz der im heurigen Frühjahre einhellig angenommenen Dringlichkeitsanträge des Abgeordnetenhauses, trotz der bezüglichen einstimmigen Bitte des Tiroler Landtages im Vormonate im Staatsvoranschlage für 1911 abermals kein Kredit für den Baubeginn eingestellt erscheint, ist die allgemeine Erbitterung, welche sich aller interessierten Kreise im Augenblicke bemächtigte, nur zu begreifen. Es darf darum auch nicht Wunder nehmen, daß sich nach den eben eingelangten Nachrichten die gesamte Innsbrucker Studentenschaft bei der fast demonstrativen Nichtbeachtung aller Forderungen in Bezug auf die Neubauten zu stürmischen Kundgebungen hinreißen ließ und die Sistierung der Vorlesungen verlangt, bis eine günstige Entscheidung getroffen ist. Zur Entschuldigung für die Nichterfüllung einer solch wichtigen Angelegenheit, wie es die Baufrage der Innsbrucker Universität ist, darf auch die finanzielle Notlage des Staatsbudgets nicht ins Treffen geführt werden. Die dringenden Bauführungen für unsere Hochschulen können nicht länger zurückgestellt werden und ein Kulturstaat ist verpflichtet, für solche eminent wichtige Kulturforderungen im außerordentlichen Wege vorzusorgen, wenn das ordentliche Budget versagt."
"Die Innsbrucker Universitätsfrage im Parlament.
Interpellation der Abg. Prof. Dr. Mayr und Prof. Dr. Schoepfer an den Unterrichtsminister.
[...] Seit Jahr und Tag wird der Neubau des Kollegiengebäudes, der Universitätsbibliothek und mehrerer Institute der Innsbrucker Universität von allen Behörden als eine dringliche Angelegenheit anerkannt. Die Inangriffnahme des Baues wurde denn auch für das Jahr 1911 als sicherst in Aussicht gestellt. Wer die geradezu skandalösen Zustände kennt, wie sie beispielsweise in der Universitätsbibliothek, in den einsturzdrohenden Hörsälen der weltlichen Fakultät, welche Ställen gleichen, und namentlich in der theologischen Fakultät, wo eine große Hörerschaft aller Länder Europas und aus Amerika in einer Weise zusammengepfercht ist. die allen Forderungen der Hygiene und der Menschlichkeit hohnspricht. herrschen, der muß sich versucht fühlen, über den Kulturstaat Oesterreich das schärfste Urteil zu fällen. Da trotz aller Bitten und Vorstellungen der berufenen Faktoren, trotz der im heurigen Frühjahre einhellig angenommenen Dringlichkeitsanträge des Abgeordnetenhauses, trotz der bezüglichen einstimmigen Bitte des Tiroler Landtages im Vormonate im Staatsvoranschlage für 1911 abermals kein Kredit für den Baubeginn eingestellt erscheint, ist die allgemeine Erbitterung, welche sich aller interessierten Kreise im Augenblicke bemächtigte, nur zu begreifen. Es darf darum auch nicht Wunder nehmen, daß sich nach den eben eingelangten Nachrichten die gesamte Innsbrucker Studentenschaft bei der fast demonstrativen Nichtbeachtung aller Forderungen in Bezug auf die Neubauten zu stürmischen Kundgebungen hinreißen ließ und die Sistierung der Vorlesungen verlangt, bis eine günstige Entscheidung getroffen ist. Zur Entschuldigung für die Nichterfüllung einer solch wichtigen Angelegenheit, wie es die Baufrage der Innsbrucker Universität ist, darf auch die finanzielle Notlage des Staatsbudgets nicht ins Treffen geführt werden. Die dringenden Bauführungen für unsere Hochschulen können nicht länger zurückgestellt werden und ein Kulturstaat ist verpflichtet, für solche eminent wichtige Kulturforderungen im außerordentlichen Wege vorzusorgen, wenn das ordentliche Budget versagt."