Innsbrucker Nachrichten 4. Juli 1916: Die Bergung und Versorgung sowie der Abschub der Verwundeten und Kranken in Tirol.

Titel
Innsbrucker Nachrichten 4. Juli 1916: Die Bergung und Versorgung sowie der Abschub der Verwundeten und Kranken in Tirol.
Erschienen
Innsbrucker Nachrichten 04. 07.1916; Mittagsausgabe; Seite 5 bis 6
Beschreibung
[Auszug]

Die größte (Innsbruck) hat einen Belag für viele Tausende von Verwundeten mit einer täglichen Leistungsfähigkeit der Dampf-Desinfektoren für mindestens 2000 Personen. Dieselbe ist im großen Stile angelegt, in Baracken untergebracht und bildet eine kleine Stadt für sich. Sie ist in eine „unreine" und eine „reine" Abteilung geteilt. Erstere dient zur Aufnahme der Zuwächse, die dort gereinigt, gebadet, geschoren, entlaust mit frischer Wäsche versehen und verbunden werden, um von hier mit Feldbahnen in die Baracken der „reinen" Abteilung gebracht, mindestens fünf Tage beobachtet und dann mit der bis in die Anstalt ausgebauten elektrischen Bahn abgeschoben zu werden. Der hier herrschende Tag- und Nacht-Großbetrieb imponiert dem Besucher; das Arbeiten der Desinfektoren, die Bade-und Reinigungsanlagen, der große Verbandraum, in dem die Schwerverwundeten auf einer Reihe von Tischen in der schonungsvollsten Weise mit Wärmwasserbrausen gereinigt und verbunden werden, die spitalsmäßig schön eingerichteten, freundlichen Baracken, der große Wäsche- und Küchenbetrieb usw. sind eine Sehenswürdigkeit.

Wie ersichtlich, bilden alle diese als Sortierungs - und Entlausungsanstalten eingerichteten Krankenhalt- und Abschubstationen ein unbedingt notwendiges Sieb, das alle Verwundeten passieren müssen, um die sichere Gewähr zu haben, die Untransportablen von den Transportablen und die Infektiösen von den Nichtinfektiösen auszuscheiden. Nur so ist es möglich, die Verwundeten einer entsprechenden Behandlung und Pflege zuzuführen und das Hinterland vor Epidemien zu schützen.

Zur Durchführung des Abschubes stehen in Tirol eine große Anzahl Spitäler mit dem notwendigen Aerzte- und Pflegepersonal, sowie der erforderlichen Anzahl Transportmittel zur Verfügung. Dabei wurde selbstredend darauf Rücksicht genommen, in der Nähe der Krankenhalt- und Abschubstationen die besteingerichteten chirurgischen Spitäler und in den entfernteren Stationen solche für leichtere Fälle, die keiner besonderen spezialistischen Behandlung bedürfen, zu etablieren. Außerdem würden Spezialspitäler (klinische Reservespitäler) für besonders schwere interne und chirurgische Fälle, Nerven und Gehirnverletzungen, Prothesenbehandlung, Kiefer-Verletzungen, Geisteskranke und forensisch psychiatrische Fälle, Trachomkranke, Augen- und Ohrenkranke, Lungenkranke, Geschlechtskranke und Infektionsspitäler, sowie Rekonvaleszentenheime für Offiziere und Mannschaften (lgls, Brennerbad) und ein Erholungsheim für auf kürzere Zeit schonungsbedürftige Offiziere nahe der Front ausgestellt.