Tony Grubhofer

Unter dem Titel „Zur Gedächtnisausstellung Tony Grubhofer im Landesmuseum“ berichten die Innsbrucker Nachrichten im Juli 1935 kurz nach dem Tod des bekannten Malers und Illustrators. Grubhofers Werk wird breit besprochen und in den künstlerischen Kontext seiner Vorbilder und Vorgänger eingereiht:

 

„In diesen Entwicklungskreis trat Tony Grubhofer, mit graphischen Anlagen erblich bedacht und voll Helligkeit und Farbenfreudigkeit im Auge, ein. Er ist ohne diese Vorgänger, diese Zeitgenossen nicht denkbar. Aber er behauptete seine Eigenart, wieviel er auch von großen Vorbildern lernen mochte. In Italien, England, Frankreich holte er sich Anregungen und übersetzte den ihm verwandten Teil ihrer Kunstsprache ins Oesterreichische, das Oesterreichische ins Tirolische: in seine persönliche Mundart. Die gegenwärtige Ausstellung bietet Stück um Stück Belege für diesen Werdegang, der gleich mit einer überraschenden Reise einsetzte. Denn schon die Kinderarbeit ‚Alpenblumen‘ zeigt gewählten Farbengeschmack und überlegene Zurückhaltung gegenüber der Versuchung, sich als frühreifer Vielkönner auszuspielen. Er hat bis in seine Spätzeit diese von aller Eitelkeit freie kühle Sachlichkeit, die ihn in das kleinste Blatt stets seine ganze Meisterschaft legen ließ und jedes Nebenbei vermied, bewahrt.“

 

Innsbrucker Nachrichten, 19. Juli 1935, Seite 10

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Die Neueste Zeitung vom 7. Juli 1935 zitiert im Nachruf zu Grubhofer eine Rede des Malers Max von Esterle:

 

„Nun nahm Professor Max von E st e r l e das Wort, um im Namen der Tiroler Künstlerschaft und im eigenen Namen, als engverbundener Freund

den Menschen Tony Grubhofer und seine Verbundenheit mit Heimat und Kunst

zu würdigen. Wir entnehmen seiner Rede im Auszug folgendes:

Mit Grubhofer ist ein Charakter erloschen, der eigenartiger und eigenwilliger war, als man auf den ersten Blick erkennen konnte, ein Charakter, der sich nie selbstgefällig betont, nie drastisch in Szene gesetzt, aber auch nie aufgegeben oder verleugnet hat. Er war ohne Falsch, und nichts war ihm zuwiderer, als die gewisse Theaterbiederkeit vor Berlinern und Ministern. Er gehörte zum aussterbenden Typus des aus innerstem Bedürfnis kultivierten Menschen. Sein Feingefühl für alle Subtilitäten — der Schönheit sowohl, wie des Lächerlichen — machte ihn überempfindlich gegen Eingriffe in seine geistige Welt, die er mit den elastischen Schranken vollendeter Höflichkeit gegen das Außen abschloß und schützte. Was er zu schützen hatte, war eine blühende Welt von Farben, von Symbolen verborgener Wesenheit, nach deren Sinn zu suchen ihn beglückte. In seinen letzten Jahren, als nichts mehr so recht zum Werke kristallisieren wollte, als die Geschicklichkeit seiner beiden gleich virtuosen Hände zu versagen begann, gerade da wurde er ganz besonders hart bedrängt von den inneren Gesichten, Erlebnissen und Erschütterungen des echten Künstlers, von der ganzen Ueberfülle des Unerfüllten, das von einer ungeheuren Lebensarbeit noch übrig geblieben war.“

 

Neueste Zeitung, 7. Juli 1935, Seite 3