Rudolf Brix

Rudolf Brix: Die Kotlackler. Komödie in drei Akten. Uraufführung am Stadtheater Innsbruck. — Als im Herbste 1916 auf den Vorankündigungsplakaten der neuen Theaterdirektion unter den zur Aufführung gelangen sollenden Neuheiten auch der, jedoch nur vom lokalen Standpunkte aus, interessante Titel ‚Die Kotlackler‘ des neuesten Brix'schen Musenkindes auftauchte, da ging das erste neugierige Tuscheln durch die Reihen der Bevölkerung, da hob das erste Rätselraten darüber an, was Brix über die ‚Kotlackler‘ sagen will. Nach der ersten Neugierde verstummte das Interesse, man hörte nur die Kunde, daß das Stück auf Zensurschwierigkeiten stoße, und ward erst wieder neugierig, als das Stück in der gegenwärtigen Spielzeit von neuem wieder angekündigt wurde. Der vergangene Sonntag brachte nun Erfüllung und — Enttäuschung. Nach seinem, wenn auch langsamen Weg, den Brix von seiner gemeinsam mit Hermann Greinz verbrochenen ‚Jugendsünde‘, der ‚G'moanwahl‘, aus einngeschlagen hat, der ihn schließlich auf die Höhe des ‚Dürren Baum‘ und des ‚Gnadenbildes‘ brachte, muß man diesen Seitensprung (hoffentlich ists ein solcher und keine ‚Weiterentwicklung‘) des ernst zunehmenden Dichters aus vollstem Herzen bedauern. Bei der Aufführung des Werkes hatte ich das Gefühl, daß das Stück von jenseits des Inns stamme, um für jenseits des Eisenbahnviaduktes bestimmt zu sein. Man hatte den Eindruck, daß es für die Winterspielzeit im Stadttheater nicht passe, während man in der Sommerspielzeit, die ja auch den ‚Amerikaseppl‘, den ‚Heiligen Florian‘ und manch andere derartige ‚Gaudien‘ bringt, die Sache hätte anders betrachten können. So aber muß das für ein Stadttheater vom Range Innsbrucks notwendige Niveau gewahrt werden. Was darunter ist, das muß verurteilt werden. Ein Stück, dessen Wirkung zum Großteil auf den darin vorkommenden Kraftausdrücken beruht, erweckt schon von vornherein Mißtrauen. Der verhältnismäßig schwache Beifall mag den Dichter darüber belehren, daß er auch den Geschmack des P u b l i k u m s nicht so ganz getroffen hat und mag ihm zu denken geben, daß man auch auf dem Gebiete der Possendichterei auf Steine am Wege stoßen kann. Möge daher Rudolf Brix, an den man nach seinen früheren dichterischen Proben glauben kann, dorthin den Weg nehmen, wohin er ihn schon einmal eingeschlagen hat. — Die Aufführung des Stückes war eine in Anbetracht der gestellten Aufgabe gut zu nennen. Die Mundart war ja den Exlleuten geläufig, der Brix'sche Dialog bot keine besonderen Schwierigkeiten. Namentlich die Träger der beiden männlichen Hauptrollen (Direktor Exl und Herr Kratzer) gaben gutgezeichnete lebensvolle Gestalten. Jedoch auch alle übrigen (es war wohl die ganze in Innsbruck anwesende Exltruppe beschäftigt) verdienen für ihre Darstellung, die dem faschingsmäßigen Geiste des Stückes vollauf gerecht wurde, volles Lob.  A. Str.“

 

Neueste Zeitung, 29. Jänner 1918, Seite 4