Rudolf Achleitner

Rudolf Achleitner wurde 1864 in Salzburg geboren und konnte schon in seinen frühen Zwanzigern als Kapellmeister Erfolge feiern. Als er 1893 die Kapellmeisterstelle der Corps-Kapelle des k. k. privat. Bürgercorps in Graz bekam, hatte er sich bereits einen beachtlichen Ruf erworben, so berichtet Die Vendette am 1. Januar 1983 (S. 4): „Graz: Das Bürgercorps hat Herrn Rudolf Achleitner, der am Mozarteum zu Salzburg ausgebildet und ein bekannter Opern-Capellmeister ist, auf Grund vorzüglicher Empfehlungen von Seite der Herren Capellmeister Ziehrer in Wien, des Mozarteum-Director Eglseer in Klagenfurt […] zum Capellmeister der eigenen Corpscapelle ernannt.“

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1895 wurde die Stelle eines Militärkapellmeisters im 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger geschaffen, die Rudolf Achleitner bekam und bis zu seinem Tod innehatte. Die Kapelle hatte unter Achleitner auch ein Streichorchester und erarbeitete sich bald einen sehr guten Ruf. So schrieb die Bozner Zeitung bereits am 7. Januar 1896 (S. 1):

 

„[…] Man darf sagen, daß sich die Kapelle des dritten Kaiserjäger-Regimentes die Herzen der Bozner im Sturme eroberte. Nach jeder Piece gab es wahre Beifallssalven […]. Und in der That, die Kapelle verdient auch alles Lob. Mit großer Präzission und hinreißender Verve wurden alle Piecen durchgeführt und wir konnten mit Vergnügen konstatieren, daß die Kapelle nicht nur im Dienste der leichten Musik, sondern auch als Pflegerin der ernsteren Musik Ruhm zu ernten geeignet ist. Unter der forschen und von künstlerischem Geiste getragenen Leitung ihres unermüdlichen Kapellmeisters Herrn Rudolf Achleitner wird die Kaiserjägermusik noch vielfache Lorbeeren ernten – eine Prophezeiung, die eigentlich nicht mehr als die Konstatierung einer Thatsache ist. Wir hoffen, die wackere Kapelle hier noch recht oft zu hören.“

 

Das Regiment war über die Jahre an verschiedenen Orten stationiert; anlässlich der Versetzung des Regimentes im Jahr 1904 von Wien nach Bozen macht ein Artikel im Deutschen Volksblatt vom 9. April 1904 (S. 11) noch einmal klar, wie beliebt Rudolf Achleitner als Kapellmeister war.

 

„Der tüchtige Dirigent der Kapelle des 3. Regimentes der Tiroler Kaiserjäger Rudolf Achleitner muß Wien infolge des Garnisonswechsels verlassen. Am 26. v. M. fand im ‚Hotel Bayrischer Hof‘ das Abschiedskonzert des beliebten Kapellmeisters und seiner Musikerschar […] statt. Der zahlreiche Besuch eines sehr distinguierten Publikums bewies, welch lebhafter Sympathien sich Kapellmeister Achleitner mit seiner Kapelle erfreut. […] Man sieht Kapellmeister Achleitner sehr ungern von Wien scheiden und man hofft auf baldiges Wiedersehen.“

 

Im November 1909 wurde die Kapelle für einen Monat zu Konzerten nach Meran kommandiert, wo Rudolf Achleitner einen Schlaganfall erlitt. Über seinen Tod berichtete die Bozner Zeitung am 4. Dezember (S. 2): „Der Kapellmeister des 3. Tiroler Kaiserjägerregiments, Herr Rudolf Achleitner, der sich während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Bozen die Wertschätzung aller Kreise zu erwerben wußte und eine allgemein bekannte, beliebte und geachtete Persönlichkeit war, ist, wie uns mitgeteilt wird, an den Folgen des Schlaganfalles, welchen er kürzlich in Meran erlitt, dortselbst am 2. d. M. verschieden. Der Verblichene stand im 47. Lebensjahre.“

 

Den hier gezeigten „Tiroler Adler Marsch“ komponierte Rudolf Achleitner 1902 für den Regimentskommandanten Oberst Erzherzog Ferdinand Carl und nannte ihn „Ferdinand-Carl-Marsch“. Ab 1911 durfte der Marsch allerdings nicht mehr gespielt werden, da Ferdinand Karl wegen seiner nicht standesgemäßen Heirat mit Berta Czuber beim Kaiser in Ungnade gefallen war. Nach einer „allerhöchst genehmigten Titeländerung“ in „Tiroler Adler“ durfte der beliebte Marsch wieder aufgeführt werden.