Paul Busson

Mystischer Erzähler von „hohem Rang“

„Paul Busson, der am 9. Juli 1873 in Innsbruck geborene bekannte Feuilletonist und Romanschriftsteller, begann seine literarische Laufbahn mit sehr fein modellierten kleinen Novellen, die zumeist im ‚Simplizissimus‘ erschienen und seinen Namen rasch bekannt machten. Aus diesen Anfängen wuchs aber im Laufe emsiger Arbeitsjahre ein stattliches Werk heran. Neben den zahllosen Feuilletons, die in Wiener Blättern erschienen und in denen er bald Dichter, bald gemütvoller Plauderer war, entstanden in den letzten Jahren große, gewichtige Werke, die ihrem Verfasser unter den deutschen Erzählern hohen Rang schufen: ‚Die Wiedergeburt des Melchior Dronte‘, jener Roman der Seelenwanderung, in dem Mystisches und sehr starke Wirklichkeit im Rahmen eines glänzend gemalten Kulturbildes den Leser bis zur letzten Zeile fesseln, und ‚Die Feuerbutze‘, der Roman von anno Neun, in dem Busson seiner tirolischen Heimat ein schönes Denkmal setzte. Noch früher als diese beiden letzten, vielgelesenen Bücher, waren ‚F. A. E‘, ein deutscher Zukunftsroman, und ‚Aus der Jugendzeit‘ erschienen, ein Erinnerungsbuch an das alte Innsbruck, von persönlicher Wärme durchpulst. Und zwischen diesen Arbeiten erstand immer wieder eine kleine Novelle, ein ergreifendes oder anmutendes Bildchen aus dem Wiener Stadtleben oder aus irgendeinem grünen Land und Jägerviertel. Auch auf dem Theater konnte Busson manchen Erfolg verzeichnen, den stärksten mit seinem Einakterzyklus ‚Ruhmlose Helden‘. Der nun gestorbene Dichter stand, wie gerade seine letzten Arbeiten zeigen, noch in voller, reifer Schaffenskraft.“

 

Neueste Zeitung, 06. Juli 1924, Seite 3

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Das Neue Wiener Tagblatt zitiert im Nachruf zu Paul Bussons Tod den Chefredakteur der Zeitung Hofrat Dr. Löbl, der den langjährigen Mitarbeiter Busson wie folgt verabschiedet:

 

„Paul Busson, die bittere Stunde des Abschiednehmens ist gekommen! In tiefer Ergriffenheit stehen Paul Bussons Arbeitsgenossen und Freunde an diesem allzu frühen Grabe. Was er dem ‚Neuen Wiener Tagblatt‘ gewesen ist, haben wir bereits auszusprechen gesucht. Das besagen aber auch mit rührender Herzlichkeit die Kundgebungen, die uns jeder neue Tag aus dem Kreise unsrer Leser bringt. Sie bezeugen, daß zwischen Busson und den Freunden unsres Blattes ein Kontakt voll Innigkeit und Lebendigkeit bestand, der den schönsten Lohn jedes schriftstellerischen Wirkens darstellt. Ein solches Band persönlicher Liebe und Anhänglichkeit kann sich zwischen Autor und Leser nur dann schlingen, wenn er ihnen noch mehr bietet als bloß künstlerische Werte. Und in der Tat, der Zauber, der Bussons Darbietungen umfloß, ging vor allem von dem innersten persönlichen Wesen dieses Mannes aus, von seinem tiefen Gemüt und von dem Adel seiner Gesinnung. Weil er so voll Gemüt war, liebte er unter den Menschen am meisten das Kind, das zarte, reine, unschuldige Kind. Weil er so voll Gemüt war, liebte er das Tier. Weil er so voll Gemüt war, stand er der Natur näher als die meisten andern. Der dunkle Wald, der hochragende Berg, ein munterer Wasserlauf, ein dunkler Tümpel erzählten ihm tausend Geheimnisse, die dem stumpfen Auge verborgen waren. Er lehrte seine Leser die Natur schauen und begreifen. Aus dem stummen Blick eines Tieres las er ein ganzes erschütterndes Trauerspiel, im Rauschen eines Baumes entdeckte er dessen Seele. Der jubelnden und trauernden Kreatur war er Freund und Bruder.

[...] Paul Busson, wir legen den Kranz treuer, dankbarer Erinnerung an deinem Grabe nieder. Uns und den Freunden unsres Blattes wirst du unvergeßlich sein, du wirst fortleben in deinen Werken und fortleben in unsern Herzen. Fahre wohl, die Erde sei dir leicht!“

 

Neues Wiener Tagblatt, 09. Juli 1924, Seite 5