Otto Hartmann

„Ein Pionier des Fremdenverkehrs“

„Ende April starb in Regensburg ein Mann, der es verdient, auch in Tirol nicht so bald in Vergessenheit zu geraten, obwohl er ein gebürtiger Bayer war. Es ist Otto Hartmann, bekannt unter dem Schriftstellernamen Otto von Tegernsee, wo er am 8. Sept. 1876 geboren wurde. Wenn er von seinen Berufsgeschäften als Direktor des Regensburger Verlages Manz loskommen konnte, zog es ihn immer wieder mit magischer Gewalt in die Berge Tirols, in denen er neue Kraft und Schaffensfreude suchte und fand. Wie selten einer verstand er es, die Schönheit der Alpenwelt zu schätzen und in schwungvollen, begeisterten Worten zu schildern. So wurde er, der Nichttiroler, ein hervorragender Pionier des Fremdenverkehres für unsere schöne Heimat. Nicht die bezahlte erkünstelte Darstellung so mancher Reisebücher war sein Arbeitsfeld. Was er schrieb, kam aus innerstem Herzensdrang. Es war ihm heiliger Ernst. Er verfügte über eine hinreißende, dichterische Darstellungsgabe, die das Lesen seiner Bücher zum Genuß machen. Das bekannteste seiner Reisewerke ist das zweibändige Prachtwerk ,Im Zauber des Hochgebirges‘, dem in seiner Art kaum ein zweites würdig zur Seite gestellt werden kann. Es ist ein hohes Lied auf die Pracht der Alpen, aber auch auf den Charakter des biederen Tiroler Volkes. Man lese nur einmal, was er da über das Oberinntal (Stams, Oetz) schreibt. Noch in anderen Schriften schildert er das Land seiner Sehnsucht, das Land der Treue, Tirol: ‚Im Zillertal‘, ‚Vom Brenner ins Zillertal‘, ‚Die wilde Gerlos‘. Sein ganzes Sinnen und Trachten, seine ganze feurige Liebe hing so sehr an unserem Heimatlande, daß er in allen seinen Büchern, Artikeln für Zeitschriften und Briefen auf Tirol wenn irgendwie möglich zu sprechen kam. Diese seine Liebe war selbstlos und opferfreudig, wie es die echte Liebe immer ist. Ein Grund, warum Hartmann für Tirol geradezu schwärmte, ist dessen geschichtliche Vergangenheit. Die Vaterlandsliebe feuerte unsere Ahnen zu wahren Heldentaten an. ‚Gut und Blut für unsern Kaiser, Gut und Blut fürs Vaterland!‘ Dies Wort war für die Tiroler auch im Weltkriege kein leerer Schall, sondern goldechte Ueberzeugung, für die tausende ihr junges Leben opferten. Hartmann machte die Liebe zum angestammten Herrscherhause die Tiroler besonder sympatisch. In Tirol fand er die idealen Gedanken vielfach verwirklicht, die er in seinem Buche ‚Republik oder Monarchie‘ niedergeschrieben hat. Manche hielten fälschlich diese Schrift für eine versteckte Aufforderung zur Revolution. Ein Mann kann ganz gut seiner zweiten Frau die Treue bewahren, obwohl er die verstorbene erste Gattin viel lieber hatte und noch hat. So ähnlich denke ich mir Hartmanns Stellung zur Republik. P. Nivard.“

 

Der Oberländer, 9. Mai 1930, Seite 5 und 6

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Durch die ganze Alpenwelt führt uns Otto Hartmann (Otto vonTegernsee) in seinem Prachtwerk: ‚Im Zauber des Hochgebirges‘ das nunmehr nach Beendigung des Weltkrieges in einer neuen, verbesserten, durch bemerkenswerte Episoden erweiterten, mit verschiedenen neuen prächtigen Illustrationen ausgestatteten 4. bis 6.Auflage bei der Verlagsanstalt vorm. G. I. Manz in Regensburg zur Ausgabe kam. Was das Werk so begehrenswert und wertvoll macht, ist, daß es nicht ein einfaches beschreibendes Buch über die Alpen darstellt, sondern wie ein Fachkritiker bemerkt, daß es ‚alle Eigenschaften hat, welche es zu einem ausgezeichneten Familienbuche stempeln und deshalb soll es auf keinem Tische derjenigen fehlen, die offenen Sinn und offenes Herz für die Schönheiten der Hochgebirgswelt besitzen und die diese letztere auf dieser oder jener Fahrt schon kennen gelernt haben.[‘] Das herrliche 676 Selten umfassende mit 620 Abbildungen aktuellster Art und mehrfarbigen Kunstbeilagen ausgestattete Werk in einem geschmackvollen Einband verdient vollauf die Lobsprüche, die ihm von allen Seiten gezollt wurden. Es kann durch die Buchhandlung der Verlagsanstalt ‚Tyrolia‘ in Innsbruck bezogen werden. Der Preis desselben ist, den heutigen Teuerungsverhältnissen angemessen, im Hinblick auf den reichhaltigen Inhalt und die luxuriöse Ausstattung immerhin noch ein mäßiger; er beträgt 15 Mark und errechnet sich aus Grundpreis mal Teuerungsziffer.“

 

Neueste Zeitung, 1. April 1923, Seite 7