Otto Ampferer

„Gewalt und Glück der Höhen“

Im alpinistischen Hauptwerk Ampferers fasst der Autor seine frühe Neigung hin zu den Bergen in folgende Worte:

 

„Meine Jugendzeit verbrachte ich großenteils in einem schönen Garten am Südfuß des Karwendelgebirges. Das mächtig darüber aufragende Gebirge ergriff meine Phantasie und meine Wanderlust aufs tiefste. Zuerst mit meinen Eltern, von meinem zehnten Lebensjahr an allein durchstreifte ich die Bergwelt von Innsbruck, soweit sie mir zugänglich war. In meinem zwölften Jahre erstieg ich allein das Brandjoch über den Südgrat, mit einem Bruder meiner Mutter die Parseier Spitze, den Patteriol und das Fluchthorn. Damit war mir das Hochgebirge geöffnet, das zu betreten und zu erforschen eine brennende Sehnsucht meiner Jugend war und meines ganzen Lebens blieb.“

 

„Bergtage - Gewalt und Glück der Höhen“, Seite 10

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So ist auch die Erstbesteigung der Felsformation Guglia di Brenta in den Südtiroler Dolomiten, die der Geologe Otto Ampferer in seiner Jugend erzielte, eine viel zitierte bergsteigerische Spitzenleistung:

 

„Am 16. d. führten die bekannten Hochtouristen und Mitglieder des Akademischen Alpenklubs in Innsbruck Dr. Otto Ampferer und Karl Berger die erste Besteigung der Guglia di Brenta (Campanile Basso) in der Brentagruppe durch. Die Guglia di Brenta erhebt sich aus einer tiefen Schlucht als riesiger Obelisk, 2908 Meter, kühner noch als die Dent du Geant in der Montblancgruppe, vielleicht das wunderbarste Felsgebilde in der Alpenwelt. Gegen 300 Meter steigt die Säule schlank und so senkrecht, wie eine Felszinne nur zu sein vermag, über ihre Basis empor. Selbst dem berühmten Winklerthurm im Rosengarten ist sie an Unnahbarkeit dem Aussehen nach überlegen. Zahlreiche Versuche wurden aber auch schon gemacht, diesem kühnsten Gipfel den Fuß auf den Nacken zu setzen. Am höchsten hinauf gelangte der Trientiner Garbari mit den Führern Tavernaro und Povoli, den erst ungefähr 30 Meter unter dem Gipfel die letzten Wandabsätze zur Umkehr zwangen. Nachdem ein Angriff an eben dieser Stelle zurückgewiesen worden war, gelang es Ampferer und Berger, bei einem zweiten Ansturme etwas seitwärts von Garbari's Umkehrpunkt auch dieses letzte Bollwerk zu erstürmen.“

 

Tiroler Land-Zeitung, 26. August 1899, Seite 6

 

 

DieVolkszeitung berichtet 1947 knapp: „Ein berühmter Geologe gestorben. In Innsbruck starb vorgestern nachts der hervorragende österreichische Geologe Dr. Otto Ampferer im Alter von 72 Jahren. Er war weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt. Als führender Alpengeologe hat er einen großen Teil der Ostalpen und die ganzen Nordtiroler Kalkalpen neu erforscht.“ (Volkszeitung vom 11. Juli 1947, Seite 3)