Ludwig Purtscheller
Der Alpinist Ludwig Purtscheller
„Ludwig Purtscheller war ein Innsbrucker Stadtkind am 6. October 1849 als der Sohn eines k. k. Steuereinnehmers geboren, besuchte daselbst die Volks- und Realschule, letztere auch in Roveredo, wo er sich die Kenntnis der italienischen Sprache in Wort und Schrift vollkommen aneignete, fand sodann im Jahre 1865 in Villach in der Bleiberger Bergwerksunternehmung eine Anstellung und dort Gelegenheit zur Bereicherung der mineralogischen und geologischen Kenntnisse, die seiner späteren literarischen Beschäftigung zu Gute kam. Seine Geschicklichkeit im Turnen auch für andere nutzbringend zu verwerten, war sein Zukunftsplan, welcher auch nach Ablegung der Turnlehrerprüfung in Graz durch eine Anstellung als Turnlehrer in Klagenfurt im Jahre 1872 in Erfüllung gieng. Hier begann an Ferialtagen seine bergsteigerische Thätigkeit mit Ausflügen in die benachbarten Gebirgsgruppen bis zu den Tauern. Im Jahre 1874 erfolgte seine Uebersiedlung nach Salzburg als akad. k. k. Turnlehrer, er blieb daselbst mit Lust und Liebe dem anstrengenden Berufe treu. Von hier aus erfolgten in häufiger Begleitung seines Freundes H. Heß die Streifzüge nach Nordtirol, Baiern, Steiermark und im Salzburgischen. „Der Hochtourist in den Ostalpen“, drei Bände, 1899 neu aufgelegt, war die Frucht dieser Alpenwanderungen. Alle größeren Gruppen der Ostalpen und von 1883 an auch der Schweiz, lernte Purtscheller als Erster den Gipfel des Kilima Ndscharo in Afrika, im Jahre 1891 eine Reihe der höchsten Hochgipfel im Kaukasus.“
Unterinnthaler Bote vom 23. März 1900
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„Am Sonntag verschied in Bern in Folge doppelseitiger Lungenentzündung und Influenza, Herr Ludwig Purtscheller, k. k. Turnlehrer am Gymnasium und an der Lehrer-Bildungsanstalt in Salzburg, ein geborner Tiroler und Innsbrucker. Der unbestritten bedeutendste Alpinist der Gegenwart, hatte Ludwig Purtscheller weit über zwölfhundert Alpengipfel, worunter alle höchsten und schwierigsten der österreichischen, schweizerischen, savoyschen und Dauphiné Alpen bestiegen. Und wie kaum ein Zweiter hat er es verstanden, den Sinn für das Ideal zu wecken und zu nähren; selbst ein Spartaner an Bedürfnißlosigkeit, Bescheidenheit und Selbstlosigkeit, predigte er durch das Beispiel mehr und wirkungsvoller, als durch das Wort. Stets war ihm die Sache, nie seine eigene Person das Erste.
Unablässig an der eigenen Fortbildung arbeitend, hat Ludwig Purtscheller die alpengeographische Literatur mit einer sehr stattlichen Anzahl werthvollster Arbeiten bereichert. Aber nicht nur die Berge des europäischen Festlandes hat er durchforscht und beschrieben. Die höchsten Zinnen des Kaukasus und Afrikas gewaltigsten Gipfel, den 6110 Meter hohen Kilimandscharo hat er, und zwar diesen letzteren als Erster erklommen. Die geographisch sehr werthvolle Ausbeute eben dieser berühmt gewordenen afrikanischen Forschungsreise ist in dem Buche „Ostafrikanische Gletscherfahrten“ von Doktor Mayr hinterlegt. Am 25. August d. J. durch Unfall zweier Genossen an der Aiguille du Dru in der Montblank-Gruppe mit in die Tiefe gerissen, erlitt der berühmte Hochtourist und Alpengeograph einen überaus schweren komplizirten Bruch des rechten Armes, der, zuerst in Genf, dann in Bern behandelt, eben geheilt war, als ihn eine tückische Krankheit dahinraffte. Er hat ein Alter von fünfzig Jahren erreicht.“
Tiroler Land-Zeitung vom 10. März 1900