Lawinen- und Wildbachverbauung
Der Forstwissenschafter Georg Strele verfasste ca. 1945 eine handschriftliche Dissertation mit dem Titel „Geschichte der Wildbachverbauung“. 1950 erschien dann das wesentlich umfangreichere Werk „Grundriß der Wildbach- und Lawinenverbauung“. Im Druckwerk werden zahlreiche technische Zeichnungen und Grafiken sowie Fotos mit Beispielen der einzelnen Bauprojekte präsentiert. Auch in den Tiroler Heimatblättern von 1935 findet sich ein Artikel von Strele zum Thema. Noch im großen Kontext „Streiflichter zur Geschichte der Technik in Tirol“ verfasste Strele ein Kapitel zum Thema „Wasserschutzbauten, Flußregulierung, Wildbachverbauung usw.“.
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„Auf dem Gebiete des Wasserbaues kann Tirol auf vorbildliche Leistungen verweisen. Schon im Mittelalter mußte der schwere Kampf mit den Naturgewalten aufgenommen und mußten Bauten zum örtlichen Schutze der Siedlungen und Kulturen in verschiedenen Teilen bes Landes errichtet werden. An sie schlossen sich später durchgreifende Flußregulierungen an, die der Hauptsache nach aber erst in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einsetzten. Im Jahre 1879 wurde die Regulierung des Etschflusses von Meran bis Sacco gesetzlich sichergestellt und nach der furchtbaren Hochwasserkatastrophe des Jahres 1882, die den größten Teil Südtirols verheert hatte, die Tiroler Gewässerregulierung ins Leben gerufen, um an den Flüssen und Bächen dortselbst wieder entsprechende Verhältnisse herzustellen und einer Wiederholung solcher Schäden vorzubeugen. Auch am Inn, wo schon in den Siebzigerjahren erstmals mit bestem Erfolge an Stelle geschlossener Leitwerke Buhnenbauten ausgeführt wurden, und an allen anderen Flüssen des Landes wurden Regulierungsbauten in großem Umfange durchgeführt und werden bis heute unter Ausnützung aller gemachten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse planmäßig fortgeführt. Ein Teil dieser Regulierungswerke ist bereits vollendet und entspricht vollauf den Erwartungen.“
Tiroler Heimatblätter, 1. September 1935, Seite 297–299
„Wie kaum ein anderes Land wird Tirol durch Wildbäche bedroht, und viel früher als in anderen Ländern Europas suchte man sich hier gegen sie zu schützen, wurde doch schon im Jahre 1537 die erste Stausperre zur Zurückhaltung der Geschiebe, die Pont'alto-Sperre, in der Fersinaschlucht bei Trient, erbaut und wurden schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts systematische Abtreppungen in den angebrochenen Strecken des Gambisbaches bei Cavalese und in der Weiß- und Spitallahn bei Brixen ausgeführt. Diese letzteren Wildbachverbauungen waren von so gutem Erfolge begleitet, daß die beiden Bäche ihre Gefährlichkeit verloren, das Interesse an ihnen abflaute und die in den schwer zugänglichen Schluchten erbauten Werke bei den Stadtvätern in Vergessenheit gerieten, bis sie nach 200 Jahren wieder entdeckt wurden. Den angeführten Bauten folgten im 18. und 19. Jahrhundert viele andere, und 1826 gab der tirolische Baudirektionsadjunkt Josef Duile in seinem Büchlein ‚Über Verbauung der Wildbäche in Gebirgsländern‘ erstmals eingehende technische Anleitungen im Gegenstande. Eine planmäßige Tätigkeit auf diesem wichtigen Gebiete des Wasserbaues setzte aber doch auch erst nach der Hochwasserkatastrophe des Jahres 1882 ein und wird seither zielbewußt fortgeführt.“
Tiroler Heimatblätter, 1. September 1935, Seite 299–300