Klara Pölt-Nordheim

„Aus dem an geistigen Begabungen so reichen Süden des Landes stammend, erblickte Klara am 1. Mai 1862 als Tochter des weitbekannten Schweizerwirtes in S a r n t h e i n, dem Hauptort des von der Talfer durchflossenen Sarntales, das Licht der Welt. Der lebhafte Verkehr in dem vielbesuchten Gasthaus, in dem die urwüchsigen Typen der Sarntaler, die man als die letzten echten Nachkommen der Goten bezeichnet, verkehrten, haben den Blick und die Beobachtungsgabe des Mädchens gewiß schon früh angeregt. Schon in den Achtziger und Neunziger Jahren erschienen die ersten Skizzen und Erzählungen aus ihrer Feder und kündigten ein eigenartiges, formstarkes dichterisches Talent von männlicher Plastik an. In verschiedenen Zeitschriften und Kalendern, insbesondere auch im ‚Bozner Hauskalender‘, veröffentlichte Frau Pölt nun Jahr für Jahr ihre volkstümlichen Skizzen und Novellen, die das Südtiroler Volksleben, insbesondere wie es sich im Sarntal unter den althergebrachten Formen und Gebräuchen abspielte, mit unübertrefflicher Sicherheit und Bildkraft schilderten.“

 

Innsbrucker Nachrichten, 18. November 1926, Seite 4

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„Von Jugend an vertraut mit dem Landvolk, seiner Sprache und seinen Gebräuchen, erlangte Frau Pölt bald eine schriftstellerische Reife, die ihren Erzählungen die Kraft realistischer Meisterwerke gab. Bald überragten ihre volkstümlichen Bilder die meisten zeitgenössischen Schilderungen aus dem Tiroler Volksleben, die besonders durch ihr Erscheinen in der ehemaligen ‚Deutschen Alpenzeitung‘ in München weit bekannt wurden. Im Jahre 1911 faßte die Dichterin die besten ihrer Tiroler Geschichten in den Band ‚L o d e n r o ck und W i f f l i n g k i t t e I‘ zusammen, der den Namen Pölt, dem die Dichterin die Ortsbezeichnung Nordheim, eines Weilers ihrer engsten Heimat, beifügte, mit einem Schlage in die erste Reihe der zeitgenössischen Tiroler Dichter und Erzähler stellte. Kurz vor Kriegsbeginn folgte der Band Erzählungen ‚B e r g l e r und D o r f l e u t’‘, der eine ganze Galerie lebensvoller Gestalten aus dem Südtiroler Landvolk enthielt. Das letzte Buch der Dichterin entstand aus den Eindrücken und Nöten der Kriegszeit, es waren die ‚T i r o l e r  N a g e l e n‘ die die lebendige Erzählungsart der Dichterin mit heißer Heimatliebe und tiefem Gefühl für die Opfer, die Tiroler Heldenmut an der Front und zu Hause brachte, verband.

 

Trotzdem Frau Pölt-Nordheim als Gattin und Mutter dreier Söhne eine bedeutende Last hausfraulicher Bürden trug, fand sie in ihren kargen Mußestunden immer wieder Zeit, sich ihrer Kunst zu widmen. Jahr für Jahr entstanden Erzählungen, Stimmungsbilder und Dialektskizzen, die sich ebenso sehr durch kräftige Gestaltung wie durch volkstümlichen Humor auszeichneten und die besonders in den letzten Jahren die blutende Liebe der Südtirolerin um die zerrissene Heimat mit einem ganz besonderen Reiz schmückte. Im ersten Jahrgang unseres ‚Berglandkalenders‘ stand eine dieser Erzählungen, die ganz aus der Südtiroler Heimaterde quoll. In dem demnächst erscheinenden ‚Berglandkalender 1927‘ wird eine ihrer letzten Erzählungen von der gemüt- und humorvollen Art der dahingegangenen Dichterin Zeugnis ablegen.“

 

Innsbrucker Nachrichten, 18. November 1926, Seite 4 bis 5