Karl Domanig
Katholischer Dichter
„Die katholische Dichter- und Schriftstellerwelt Oesterreichs hat einen schweren Verlust zu betrauern – einer ihrer Größten und Besten ist nach langer Krankheit aus dem Leben geschieden, es war unser Landsmann, Regierungsrat Dr. Karl Domanig, der Kustos der kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses zu Wien. Mit Domanig scheidet ein berühmter Gelehrter, eine markante Persönlichkeit österreichischen Schrifttums, ein Charakter durch und durch, ein zeitlebens treuer, gottesfürchtiger und tiefgläubiger Mann aus dieser Welt. Wir werden in den nächsten Nummern den Werdegang und die unvergänglichen Verdienste Domanigs zu würdigen wissen. – Regierungsrat Dr. Karl Domanig war schon längere Zeit schwer leidend; die letzten Lebenstage verbrachte er im Sanatorium Hocheppan, wo er am 9. Dezember vormittags seinem Leiden erlag. Domanig war ein Tiroler; im kleinem Städtchen Sterzing wurde er am 3. April 1851 geboren. An seiner Bahre trauern die Gattin mit mehreren erwachsenen Kindern und eine ziemliche Anzahl Verwandter, darunter das Brixener Bürgergeschlecht Waitz. Eine Tochter des Verstorbenen, Frl. Maria Domanig, ist dort ansässig und wirkt sehr ersprießlich als Schriftstellerin und Redactrice des Jungmädchenblattes ‚Sonnenland‘. Uns Tirolern steht Domanig am nächsten als einer der besten Schilderer der Tiroler Freiheitskriege und des Tiroler Volkslebens.“
Lienzer Nachrichten, 12. Dezember 1913, Seite 7
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„Regierungsrat Dr. Karl Domanig, der Tiroler Dichter und Gelehrte, Direktor am Kunsthistorischen Hofmuseum in Wien, war geboren zu Sterzing in Südtirol am 3. April 1851 als Sohn eines wohlhabenden angesehenen Kaufmannes und als Enkel zweier Helden des Tiroler Freiheitskampfes, besuchte die Gymnasien von Brixen, Salzburg und Meran und die Hochschulen von Innsbruck, Straßburg und Rom, woselbst er 1875 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde, begann hierauf auf Anraten I. V. v. Zingerles Studien über Wolfram v. Eschenbach und Walther von der Vogelweide, deren Resultate er im Laufe des Lebens veröffentlichte, gab die historischen ‚Tiroler Karten‘ und drei Jahrgänge des seinerzeit berühmten ‚Tiroler Kalenders‘ heraus. 1880 siedelte er nach Wien über, wo er im Herzog von Württembergschen, dann im kaiserlichen Hause als Lehrer für Literatur und Kunstgeschichte bis 1901 wirkte. 1884 trat er ins kaiserliche Kabinett für Münz- und Medaillenkunde ein, wurde 1900 Vorstand der Numismatischen Abteilung für Mittelalter und Neuzeit, 1906 Wirklicher Regierungsrat, 1910 Direktor am Hofmuseum.“
Tiroler Land-Zeitung, 12. Dezember 1913, Seite 4