Josef Dolph-Heckel

Josef Dolph-Heckel wurde 1866 als Rudolf Josef Heckel in Wien geboren. Er lernte schon als Kind Klavier und Geige, trat ab 1878 als Geiger auf, arbeitete dann jedoch zunächst als Buchdrucker. Später wirkte er bei diversen Gesangsvereinen als Chorleiter, unterrichtete Violine und Klavier und wurde um 1895 Direktor einer privaten Musikschule in Wien.

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Durchstöbert man Wiener Zeitschriften aus der Zeit um die Jahrhundertwende, stößt man regelmäßig auf Inserate, in denen Dolph-Heckel um Schüler und Schülerinnen wirbt, etwa in der Zeitschrift Kikeriki vom 29. September 1895 (S. 5): „(Musik ist heute nothwendig zur Bildung.) Jene Eltern, welche gesonnen sind, ihre Kinder diesbezüglich speziell in Violine und Klavier bilden zu lassen und auf einen wirklich anständigen und gewissenhaften Unterricht reflektiren, mögen sich an Herrn Direktor Dolph Heckel, Fünfhaus, Dingelstedtgasse 9 – dem durch 12 Jahre die besten Referenzen zur Seite stehen und der sich aller Achtung seitens der Eltern der ihm anvertrauten Zöglinge erfreut – wenden. (Mit den obgenannten Hauptfächern verbinden sich auch alle dazu gehörigen Nebenfächer.) Auch hat Herr Direktor Dolph Heckel durch Einführung aller erdenklichen Aneiferungsmittel, wie Quartalsausweise, Preiskonkurrenzen, Zöglingskonzerte etc., seit jeher verstanden, seine Zöglinge mit Liebe und Lust an das Werk zu fesseln. Der Unterricht ist für Anfänger, Vorgeschrittene, Erwachsene – beiderlei Geschlechter, auf Wunsch auch außer Hause. Nachdem auch die Honorare für den garantirt günstigen, raschen Erfolg mäßige sind, so bleibt nichts zu wünschen übrig.“

 

Von Konzerten, die Dolph-Heckel mit seinen Schülern und Schülerinnen veranstaltete, finden sich begeisterte Kritiken in den Wiener Zeitungen. So ist beispielsweise am 23. März 1906 (S. 8) in Die Zeit zu lesen: „Fünfhauser Musikschule […] Nun hat sich wieder die Zeit gejährt, wo Direktor J. Dolph-Heckel mit seiner Zöglingsschar vor das Publikum getreten, um Erfolg über Erfolg einzuheimsen. Wie alljährlich, so bildeten wieder die Orchesternummern den Glanzpunkt; was da Direktor J. Dolph-Heckel mit seinen Arrangements bietet, ahmt ihm keiner seinesgleichen nach, und was sein Schülerorchester leistet, steht konkurrenzlos da. Selbst der verständigste Fachmusiker kann über Arrangement und Ausführung der Werke nur seine Bewunderung bezeugen.“ Bei diesen Konzerten wurden auch oftmals Kompositionen Dolph-Heckels durch die Schüler und Schülerinnen aufgeführt. Seine Kompositionen wurden aber auch in anderem Rahmen durchaus viel gespielt, in den Radio-Programmen seiner Zeit taucht der Name Dolph-Heckel bis 1938 regelmäßig auf.

 

J. Dolph-Heckel engagierte sich bei den humanitären Vereinen Biene und Tannenwalder – auch von Konzerten dieser Vereinigungen finden sich Kritiken in der zeitgenössischen Presse wie zum Beispiel im Deutschen Volksblatt vom 11. Jänner 1890 (S. 6): „(Humanitärer Bund ‚Biene‘.) Einen grossen Erfolg erzielte dieser Verein – Dank der künstlerischen Leistung und Leitung des Musikdirectors und Compositeurs J. Dolph-Heckel – bei seiner am 31. December in Handlos’ Saallocalitäten ,zur Bretze‘ stattfindenden Sylvesterfeier. Dolph-Heckel’s Name zierte das Programm in allen Massen; nicht nur als Violin-Virtuose, in welcher Weise wir ihn schon Jahre kennen, wirkte er […]. Als Vorspiel brachte das Orchester seine Ouvertüre zur Aufführung, welche dem Componisten grossen Beifall brachte und bewies, dass Herr J. Dolph-Heckel auch als Componist hoch zu schätzen ist.“

 

Dolph-Heckels „Vermischte Gedichte“, die 1987 erschienen, kamen bei der Presse weniger gut an. So schreibt Arthur Barde in der Österreichischen Musik- und Theaterzeitung (1987, Nr. 8, S. 26): „Ich habe das Büchlein durchgesehen und muss bekennen, meine Diagnose lautet trostlos. […] Da zeugt jede Strophe von getrübtem Urtheilsvermögen und in der Entwicklung vernachlässigten Gehirnabscessen, so dass ich den Fall als einen verzweifelten betrachten muss.“

 

Aufgrund seiner Adoption durch den Ungarn Stephan Kotrusz führte Dolph-Heckel ab 1910 den Namen Heckel-Kotrusz. Er starb 1943 in seiner Heimatstadt Wien und ist heute als Komponist weitgehend vergessen.

 

Der hier gezeigte „Internationale Fußballer-Marsch“ ist eine typische Marsch-Komposition, die in verschiedenen Besetzungen erschienen ist, und wurde in den Jahren 1932 bis 1935 einige Male im Radio gespielt.