Georg von Ompteda

„Georg von Ompteda, der ein gebürtiger Hannoveraner war, hat in Tirol, das er in besonderem Maße liebte, eine zweite Heimat gefunden. Meran war der Ort, an dem er fast ununterbrochen die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte. In zahlreichen Werken hat Ompteda seiner Liebe zu Tirol — nicht nur zur Landschaft, zu den Bergen und zu den Menschen, sondern auch zur Geschichte des Landes — beredten Ausdruck gegeben. Noch sein letzter, erst vor wenigen Wochen erschienener großer Roman ist ein Dolomitenroman, in dem mit aller Meisterschaft die Schönheit der Südtiroler Bergwelt gepriesen wird. Unter den anderen Werken Omptedas, in deren Mittelpunkt Tirol steht, ist das beste wohl ‚Es ist Zeit!‘, das eine eindringliche dichterische Schilderung der Freiheitskämpfe im Jahre 1809 ist.“

 

Neueste Zeitung, 11. Dezember 1931, Seite 1

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„Freiherr von Ompteda war einer der fruchtbarsten und beliebtesten deutschen Erzähler während der letzten Jahrzehnte. Im großen Publikum galt er mehr oder weniger nur als ein sehr eleganter Unterhaltungsschriftsteller, der niemals eine langweilige Zeile schrieb. Man tut Ompteda mit dieser Einschätzung aber Unrecht, denn er hat, zumindestens in seinen Anfängen, Bücher geschaffen, die voll von Ehrgeiz waren. Ein hohes Niveau erreichte der Dichter vor allem in seiner Trilogie des deutschen Adels um 1900, die aus den drei Bänden ‚Silvester von Geyer‘, ‚Eysen‘ und ‚Cäcilie von Sarryn‘ bestand. Das hohe Niveau dieser Trilogie hat Ompteda in seinen späteren Werken nicht immer einzuhalten vermocht, nicht zuletzt deshalb, weil er zu viel produzierte. Sehr bekannt wurde jedoch ein Bergsteigerroman ‚Exzelsior‘, der von den großen Wundern der Hochgebirgswelt erfüllt ist. Viel von dem, was Ompteda geschrieben hat, wird zweifellos versinken, aber ein paar seiner Bücher, vor allem sein Meisterroman ‚Silvester von Geyer‘, werden jedenfalls bleiben.“


Neueste Zeitung, 11. Dezember 1931, Seite 1

 

 

„ — Es ist Zeit. Tiroler Aufstand 1809 von Georg Freiherrn von Ompteda. Gebunden 30 Mark.(Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt.) — Seit vielen Jahren in Tirol ansässig, ein genauer Kenner vom ‚Landl‘, der jedes Tal durchwandert und fast jede Spitze erstiegen, durch Besitz, Bergfahrten, Jagd mit Land und Leuten vertraut, hat Georg von Ompteda sich schon lange mit der Geschichte seines Gastlandes beschäftigt. Die Jahrhundertfeier des Tiroler Aufstandes von 1809 reifte in ihm den Plan zu ‚Es ist Zeit', aber der Krieg unterbrach die schon weitgeförderte Arbeit. Vielleicht ein Glück für das Buch, das ohne eigene Anschauung des Krieges wohl in dieser Wucht und packenden Größe nicht so gewaltig hätte werden können. Denn mit einer historischen Treue ohnegleichen, die aber nicht Geschichtsklitterung ist, nicht Wirklichkeit, sondern Wahrheit, hat der Dichter die Epopöe eines Heldenkampfes, Sieg und Niederlage, geschaffen, wie ihn die Welt nicht vordem und nicht nachher bis heute erlebt hat; eine Epopöe, die in ihrer schlichten Größe — in ihrer phrasenlosen Selbstverständlichkeit, in ihrer dramatischen Wucht, in ihrer tragischen Gewalt neben die größten Vorbilder ihrer Art gestellt werden darf. Wie der Kampf der Lapithen und Zentauren, wie das Ringen der homerischen Helden, wie der Untergang der Nibelungen mutet dieser Bauernkrieg uns an, in denen Führer und Geführte als Gestalten von übermenschlichen Maßen erscheinen: in Mut und Wut, in Tollkühnheit und Haß, in Freiheitsdurst und Todesverachtung und in Liebe, in einer schier göttlich-tierischen Liehe zu Haus und Hof, zu Weib und Kind, zu Kaiser und Reich, zum angestammten Glauben und zum ‚Landl‘. Mit innerster Anteilnahme, mit einer ununterbrochenen Spannung, mit fast schmerzhaftem Mitleid folgen wir diesen von Meisterhand entworfenen, in einer ehernen Sprache ausgeführten, locker nebeneinander gestellten Bildern, die zusammen das Panorama einer Zeitepoche geben, die der unserigen — leider! — so ähnlich sieht. Mit einer Sachlichkeit, einer Objektivität, die dichterischem Feingefühl ebensosehr wie politischen Takte entspringt, sind Umwelt, Zeit, Geschehnis so wiedergegeben, daß auch nicht die geringste Anspielung die Parallele mit der Jetztzeit wachruft. Und doch wirkt dies Hohelied einer in keiner Not und Gefahr je wankenden Heimat- und Vaterlandsliebe wie ein Aufruf an unser Volk von heute.“

 

Neueste Zeitung, 25. August 1926, Seite 4