Dominik Ertl

Dominik Ertl wurde 1857 in Wien geboren und war – wie das Grazer Volksblatt in einem Nachruf vom 6. Februar 1911 (S. 2) berichtet – „ein außerordentlich populärer Wiener Komponist; hauptsächlich schuf er Lieder, Märsche und Walzer, auch unzählige Potpourris stellte er zusammen, und seine Kompositionen werden noch heute von vielen Kapellen gespielt. Im Jahre 1877 wurde Ertl zu den Deutschmeistern engagiert und war Kapellmeisterstellvertreter. Später fungierte er als Dirigent im Orpheum, wo er schon früher tätig gewesen, und schied von dort nach 17jähriger Tätigkeit. Er gründete ein eigenes Orchester und unternahm Konzertreisen nach Rußland, Holland und Dänemark. Nach Wien zurückgekehrt, konzertierte er hier mit seiner Kapelle auf dem Kahlenberg, im dritten Kaffeehaus im Prater und in anderen Lokalen. Dann war Ertl durch sechs Jahre Kapellmeister am Zentraltheater in Dresden, später im Zirkus Albert Schumann und hierauf dirigierte er das Orchester im Etablissement Ronacher. Zum Schluße war er Kapellmeister im Zirkusvariété Schumann.“

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Dass Dominik Ertl schon bekannt war, als er die Kapellmeisterstelle in Dresden bekam, beweist dieser Artikel aus dem Rabenauer Anzeiger vom 19. Juli 1898 (S. 2): „Von all den vielen Bewerbern um die erste Kapellmeisterstelle am neuen Centraltheater in Dresden […] ist Herr Dominik Ertl siegreich hervorgegangen. Dominik Ertl ist ein Wiener Kind, war Dirigent der ‚Deutschmeister‘-Kapelle in Wien und konzertirte in den letzten Jahren mit seiner Kapelle in Petersburg, Moskau, Warschau u. s. w. An Dominik Ertl wird das Centraltheater nicht nur einen Dirigenten haben sondern auch einen bereits in Wien populären Walzer-, Quadrillen- und Marsch-Komponisten.“

 

Und so schreibt auch die Sächsische Volkszeitung für christliche Kultur und Politik am 9. Februar 1911 (S. 4) anlässlich Dominik Ertls frühem Tod mit nur 54 Jahren: „Der langjährige erste Kapellmeister des hiesigen Zentraltheaters, Dominik Ertl, ist am 4. Februar nach kurzem Krankenlager in Wien an den Folgen einer Influenza gestorben. […] Mit ihm ist ein sehr begabter und äußerst populär gewordener Komponist dahingegangen. Von seinen gemütvollen Wiener Liedern, die die ganze Welt eroberten nennen wir: ‚Mei an’zige Freid’ is mei’ Bua‘ und ‚Mir is heit’ so wohlig‘. Bekannt sind auch seine Walzer, so z. B. die faszinierenden ‚Großstadtkinder‘. Das Populärste, was Ertl schuf, ist zweifellos der dem Wiener ‚Hausregiment‘ (K. und K. Inf.-Reg. Nr. 4) gewidmete ‚Hoch- und Deutschmeister‘-Marsch. Mindestens im Interesse der spezifisch wienerischen Charaktermusik ist Ertls frühzeitiger Tod lebhaft zu bedauern.“

 

Die hier gezeigte Clärchen-Quadrille ist eine typische Quadrille und gehört nicht zu Dominik Ertls bekanntesten Werken.