Carl Dallago

„Südtiroler Dichter und Denker“

„Anläßlich des 80. Geburtstages von Carl Dallago, des großen Südtiroler Dichters und Denkers, veranstaltete die Innsbrucker Volkshochschule gestern abend in der Arbeiterkammer einen Vortragsabend. J. A. Steurer und J. Leitgeb verstanden es, mit feiner Einfühlung ein lebensvolles Bild von Dallagos Persönlichkeit und seinem Werk zu entwerfen. Als Kaufmannssohn in Bozen geboren, befreite sich Dallago 1900 von seiner engen, nüchternen Umgebung, lebte als Dichter zuerst in Stuttgart und München und dann am Gardasee. Nachdem er 1926 als Gegner des Faschismus Südtirol verlassen mußte, fand er in Arzl bei Innsbruck ein neues Zuhause. Dallago begann seine dichterische Laufbahn als Lyriker. Er fühlte sich besonders der Natur verbunden, deren Herrlichkeit und Größe er in zahlreichen tiefempfundenen Versen beschrieb. Allmählich wandelte sich Dallago zum Dichterphilosophen; seine Gedanken und Auseinandersetzungen führten ihn immer tiefer in Daseins- und Gewissensfragen. Diese Wandlung vom Dichter zum Denker ist das besondere Merkmal in Dallagos schaffensreichem Leben. Seit zwei Jahrzehnten lebt der große Südtiroler freiwillig ganz zurückgezogen. Auch an seiner gestrigen Ehrung konnte er nicht selbst teilnehmen, da er vor einigen Tagen mit einem Schlaganfall in die Klinik eingeliefert werden mußte.“

 

Volks-Zeitung, 15. Jänner 1949, Seite 9

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Carl Dallago gestorben. Am 18. Jänner früh verschied nach kurzem Leiden der Dichterphilosoph Carl Dallago. Als am 14. Jänner zur Feier seines 80. Geburtstags in seiner Veranstaltung in der Volkshochschule sein dichterisches Schaffen öffentlich gewürdigt wurde, stand die Festgemeinde unter dem Schatten der Nachricht von der schweren Erkrankung, die den Dichter ganz wenige Tage vor seinem Festtag plötzlich befallen hatte. So fehlte Dallago unter denen, die ihn feierten. Die ihm zugedachte offizielle Ehrung des Landes erreichte ihn nicht mehr, und die Geburtstagsfeier wurde so zu einer vorausgenommenen Totenfeier, die das geistige Antlitz des Dichters und Denkers in einer Würdigung durch J. A. Steurer und einer durch Josef Leitgeb ausgewählten und vermittelten Lesung aus Dallagos Werken darstellte. Das vergängliche Antlitz des Menschen Dallago wurde im Auftrage des Landes Tirol durch Bildhauer K. S. Unterberger, Schwaz, in einer Totenmaske festgehalten.“

 

Bote für Tirol, 4. Februar 1949, Seite 3